Maria ist 34 Jahre alt und hat beschlossen, ihre Tochter Laura auch im vierten Lebensjahr weiterhin zu stillen. „Es ist unsere ganz persönliche Entscheidung“, sagt Maria, als sie von den Reaktionen auf ihre Entscheidung erzählt. „Ich habe das Gefühl, dass es für uns beide wichtig ist. Es geht nicht nur um Ernährung, sondern auch um Nähe, Geborgenheit und Trost in den Momenten, die sie braucht.“

Für viele Menschen ist das Bild einer Mutter, die ihr Kind mit vier Jahren noch stillt, ungewöhnlich – ja, für manche sogar skandalös. Maria weiß, dass ihre Entscheidung nicht der Norm entspricht, aber sie fühlt sich durch ihre eigene Mutterinstinkte und die Forschung zu den Vorteilen des Langzeitstillens bestärkt. „Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass das Stillen über das erste Lebensjahr hinaus viele Vorteile für das Kind hat – sowohl in emotionaler als auch in gesundheitlicher Hinsicht“, erklärt sie.

Die Reaktionen der Gesellschaft

Leider ist nicht jeder so verständnisvoll. Marias Entscheidung hat in ihrem Umfeld zu vielen Diskussionen geführt. Freunde, Verwandte und sogar Fremde kritisieren sie offen. „Manche sagen mir, dass ich meiner Tochter damit schaden würde, dass sie nicht selbstständig werden könne“, berichtet Maria. „Andere fragen mich, ob ich nicht langsam mal aufhören sollte, damit sie in ihrem Alter nicht mehr abhängig von mir ist.“

Die gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter sind in vielen Fällen nach wie vor streng. Mütter sollen ihr Kind in den ersten Monaten stillen – das wird weithin als optimal angesehen. Doch wenn das Stillen über das erste Lebensjahr hinausgeht, geraten viele Mütter unter Druck, sich den Normen anzupassen. Dabei gibt es immer noch viele Mütter, die sich gegen diesen Druck stellen und ihre eigenen Wege gehen.

Die psychologische und emotionale Dimension

Für Maria ist das Stillen ihrer Tochter mehr als nur eine praktische Entscheidung. Es ist ein Akt der Liebe, der Zuneigung und des Vertrauens. Laura, die mit 4 Jahren schon ein lebhaftes und selbstbewusstes Kind ist, zeigt nach wie vor eine starke Bindung zu ihrer Mutter, die sie in den Momenten des Stillens als eine Quelle des Trostes empfindet.

„In schwierigen Zeiten – wenn sie krank ist oder sich etwas geängstigt fühlt – ist das Stillen etwas, das ihr hilft, sich zu beruhigen“, erklärt Maria. In einer Welt, die oft von Geschwindigkeit und Perfektion geprägt ist, bieten solche Momente der Nähe eine willkommene Pause für Mutter und Tochter.

Die Herausforderungen der öffentlichen Wahrnehmung

Dennoch ist der soziale Druck nicht zu unterschätzen. Es gibt immer noch eine weit verbreitete Vorstellung, dass Kinder in einem bestimmten Alter „zu alt“ zum Stillen sind. Die Frage, wie viel „zu viel“ Nähe oder Fürsorge für ein Kind ist, beschäftigt viele Eltern. In vielen Kulturen wird das Stillen von Kleinkindern als unüblich oder unangemessen wahrgenommen. Diese negativen Reaktionen können sehr belastend sein – nicht nur für die Mutter, sondern auch für das Kind, das die Ablehnung gegenüber einer so wichtigen Bindung spüren kann.

„Ich habe mich oft gefragt, ob ich das Richtige tue“, gibt Maria zu. „Aber dann schaue ich Laura an – sie ist gesund, glücklich und voller Selbstbewusstsein. Und das gibt mir das Vertrauen, dass wir unseren eigenen Weg gehen können, auch wenn er nicht dem gesellschaftlichen Ideal entspricht.“

Der Wert des respektvollen Dialogs

Es gibt einen wachsenden Trend, die Entscheidung, wie lange ein Kind gestillt wird, als eine persönliche Wahl zu respektieren. Experten betonen immer wieder, wie wichtig es ist, die Vielfalt der Erziehungsstile zu akzeptieren und die Entscheidungen von Eltern nicht vorschnell zu verurteilen. Letztlich geht es darum, das Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen – und das, was für eine Familie funktioniert, ist nicht zwangsläufig das, was für alle anderen gilt.

Marias Geschichte ist ein starkes Beispiel für den Druck, den Eltern heute erleben, wenn sie von der Norm abweichen. Doch sie zeigt auch, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben und die eigenen Überzeugungen zu leben – auch wenn dies bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Das Streben nach Liebe, Fürsorge und Geborgenheit sollte nicht von äußeren Meinungen abhängig sein. Jede Familie muss ihren eigenen Weg finden, und es ist an der Zeit, die Vielfalt der Erziehung zu feiern, anstatt sie zu kritisieren.

Am Ende ist es vielleicht der tiefste Wunsch jeder Mutter, ihr Kind auf eine Weise zu unterstützen, die für beide Seiten erfüllend und gesund ist – ganz gleich, wie diese Unterstützung von außen wahrgenommen wird.

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