Der Eurovision Song Contest (ESC) ist ein musikalisches Großereignis, das jährlich Millionen von Menschen in Europa und darüber hinaus begeistert. Doch während Länder wie Schweden, Italien oder die Ukraine regelmäßig gute Platzierungen einfahren, scheint Deutschland chronisch vom ESC-Pech verfolgt zu sein. Seit dem letzten Sieg von Lena mit „Satellite“ im Jahr 2010 hat Deutschland nur selten die vorderen Ränge erreicht – und landete zuletzt immer wieder auf den hinteren Plätzen. Warum ist das so?
1. Musikalische Beliebigkeit und fehlendes Profil
Viele deutsche Beiträge der letzten Jahre wirkten musikalisch austauschbar oder uninspiriert. Während andere Länder klare musikalische Identitäten zeigen – sei es durch moderne Pop-Produktionen, kulturelle Elemente oder starke visuelle Konzepte –, setzt Deutschland oft auf sichere, aber langweilige Songs, die wenig Wiedererkennungswert bieten. Die Folge: Das Publikum vergisst den Beitrag schnell.
2. Schwaches Staging und Präsentation
Beim ESC zählt nicht nur die Musik, sondern auch die Inszenierung auf der Bühne. Viele deutsche Beiträge bleiben hier hinter den Möglichkeiten zurück. Während andere Länder aufwändige Shows mit durchdachter Regie bieten, wirkte das deutsche Staging oft zurückhaltend, teils sogar amateurhaft. Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit ist Zurückhaltung aber selten eine gute Strategie.
3. Falsche Auswahlprozesse
Deutschland hat in der Vergangenheit verschiedene Auswahlverfahren ausprobiert – von internen Nominierungen bis zu öffentlichen Castingshows. Doch oft hat man den Eindruck, dass das ESC-Publikum (sowohl national als auch international) nicht wirklich im Fokus steht. Die Auswahl scheint eher auf Massentauglichkeit im Inland abzuzielen, statt auf internationale Wirkung. So bleiben wichtige Trends oder Stimmungen in Europa oft unberücksichtigt.
4. Politische und kulturelle Faktoren – ein Mythos?
Immer wieder wird behauptet, Deutschland bekomme keine Punkte, weil es politisch unbeliebt sei. Doch der ESC ist kein geopolitischer Pranger. Zwar spielen kulturelle Nähe und Nachbarschaftsstimmen eine Rolle, aber gute Songs mit überzeugenden Künstler:innen schaffen es trotzdem, Punkte aus ganz Europa zu bekommen. Deutschlands ESC-Probleme sind also eher hausgemacht als Ergebnis politischer Abneigung.
5. Zu wenig Mut zum Risiko
Erfolgreiche ESC-Beiträge überraschen, provozieren oder brechen Konventionen. Deutschland hingegen bleibt oft im Mittelmaß. Künstler wie Lordi (Finnland), Conchita Wurst (Österreich) oder Måneskin (Italien) haben bewiesen: Mut zahlt sich aus. Deutschland hingegen scheint zu oft auf "sichere" Pop-Konzepte zu setzen, die im ESC-Kontext einfach untergehen.