Es war ein ganz normaler Dienstagmorgen, als Monika K. ihren Briefkasten öffnete. Ein Schreiben vom Inkassobüro. „Ich dachte erst, das ist ein Irrtum“, erzählt sie. Doch es war keiner. Die nüchterne Botschaft: Sie soll über 50.000 Euro Schulden haben. Kontoüberziehungen, Kreditkartenzahlungen, Onlinekäufe. Monika fiel aus allen Wolken.
„Ich habe nie Kredite aufgenommen, nie teure Sachen gekauft. Ich lebe bescheiden – wie kann ich so tief im Minus sein?“, fragt sie verzweifelt. Ihr Leben war bis dahin ruhig: einfache Wohnung, kleine Rente, keine großen Sprünge. Und jetzt das.
Jahrelanger Betrug – aus dem engsten Kreis?
Nach ersten Recherchen stellte sich heraus: Die Schulden stammen nicht von ihr selbst – sondern wurden offenbar in ihrem Namen gemacht. Teilweise über Konten, die sie nie eröffnet hatte. Verdacht fiel schnell auf ihren Ex-Partner, mit dem sie über zehn Jahre zusammenlebte – und dem sie vertraute. „Er hatte Zugang zu meinen Papieren, kannte mein Geburtsdatum, wusste, wie ich unterschreibe.“
Die Behörden ermitteln. Doch viele Schulden laufen bereits – die Mahnbescheide stapeln sich. Monika steht vor dem Nichts. „Es ist nicht nur das Geld. Es ist der Schock, der Vertrauensbruch, das Gefühl, belogen worden zu sein.“
Ein Einzelfall? Leider nicht.
Verbraucherschützer schlagen Alarm: Immer häufiger geraten ältere Menschen in finanzielle Not, weil andere in ihrem Namen Verträge abschließen oder Schulden anhäufen. „Viele merken es erst spät – wenn das Inkasso kommt oder das Konto gesperrt wird“, erklärt Anja Richter von der Schuldnerberatung Berlin. „Gerade bei älteren Menschen wird das Vertrauen oft schamlos ausgenutzt.“
Monika schämt sich. „Man fühlt sich dumm. Naiv. Und irgendwie auch hilflos.“ Dabei hat sie nichts falsch gemacht – außer zu vertrauen.
Der lange Weg zurück
Inzwischen hat Monika rechtliche Schritte eingeleitet. Eine Anwältin prüft, welche Schulden anfechtbar sind, welche Zahlungen gestoppt werden können. Gleichzeitig beginnt sie mit einer Schuldnerberatung, um sich langsam einen Überblick zu verschaffen. Doch es wird ein langer Weg.
„Ich weiß nicht, ob ich das je ganz loswerde“, sagt sie leise. „Aber ich will wenigstens zeigen: Man kann kämpfen. Auch mit 60. Auch wenn’s wehtut.“
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