Sie ist 55, arbeitet seit über 30 Jahren – und war seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr im Urlaub. Sabine K. aus Hannover lebt allein, arbeitet in Teilzeit in einer Bäckerei und kommt am Ende des Monats gerade so über die Runden. Von Ferien am Strand, Hotelbuffets oder auch nur ein paar Tage Tapetenwechsel kann sie nur träumen.
„Ich war früher ein paar Mal in der Türkei – einfache Hotels, nichts Luxuriöses. Aber selbst das ist heute undenkbar für mich“, sagt sie nüchtern. Ein Urlaub? Nicht mal Last-Minute. Nicht mal billig.
Steigende Preise, sinkende Träume
Sabines Alltag ist von Verzicht geprägt. Miete, Strom, Lebensmittel – alles wird teurer. Ihr Gehalt reicht kaum für das Nötigste. „Früher war Urlaub etwas, das man sich mal verdient hat. Heute ist es ein Luxus, den sich nur noch wenige leisten können“, erzählt sie. Ihre Ersparnisse sind längst aufgebraucht. Unerwartete Rechnungen – sei es Zahnarzt oder Waschmaschinenreparatur – werfen sie schnell aus dem Gleichgewicht.
„Ich gönne es anderen – aber es tut weh“
Besonders hart wird es im Sommer. Wenn Kolleginnen über ihre All-Inclusive-Trips sprechen, wenn Instagram voller Urlaubsfotos ist. „Ich freue mich für die anderen, ehrlich. Aber es gibt Tage, da tut’s einfach weh. Nicht wegen Neid, sondern weil ich weiß: Ich kann es mir nicht mehr leisten. Nicht mal die Türkei.“
Ein Billigflug und ein günstiges Hotel? Selbst das geht nicht. Allein das Zusammenrechnen der Kosten – Flug, Unterkunft, Essen, Transport – lässt sie schnell resignieren. „Ich würde sogar mit dem Bus nach Italien fahren, wenn’s drin wäre. Aber es ist nicht drin.“
Keine Hilfe vom Staat, keine Luft zum Atmen
Trotz jahrzehntelanger Arbeit fällt Sabine durch viele Raster. Keine Sozialhilfe, keine Zuschüsse, keine Unterstützung. Sie sei „nicht arm genug“, aber auch weit davon entfernt, ein komfortables Leben zu führen. Altersarmut? Für sie ist das keine Zukunftsangst – es ist Realität im Vorlauf.
Fazit
Sabines Geschichte steht exemplarisch für viele Frauen (und Männer) in Deutschland, die trotz lebenslanger Arbeit kaum Perspektive haben, sich Erholung zu gönnen. Kein Luxusurlaub, kein Wellnesshotel – manchmal nicht einmal ein Wochenende raus aus dem Alltag. Urlaub ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Für manche ist er so weit entfernt wie ein ferner Kontinent.
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