Berlin, Juli 2025 – Julia S., 30 Jahre alt, ausgebildete Kauffrau im Einzelhandel, arbeitet 40 Stunden pro Woche. Sie verdient 20,50 € pro Stunde – brutto. Auf dem Papier klingt das gut. In der Realität bleibt ihr am Monatsende kaum etwas übrig.
„Ich dachte immer, mit einer soliden Ausbildung und einem Job in Vollzeit wäre ich abgesichert“, sagt Julia. „Aber wenn ich meine Fixkosten anschaue, bleibt mir gerade genug für ein paar Lebensmittel, Buskarte und vielleicht einen Kaffee – wenn’s gut läuft.“
Harter Alltag trotz ehrlicher Arbeit
Julia lebt zur Miete in einer 2-Zimmer-Wohnung in einer mittelgroßen Stadt. Ihre monatlichen Fixkosten:
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850 € Miete inkl. Nebenkosten
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300 € für Lebensmittel
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120 € für ÖPNV-Ticket
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100 € für Strom, Internet, Handy
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200–250 € für Versicherungen, Medikamente, Rücklagen, Kleidung
„Wenn ich alles zusammenrechne, bleibt mir fast nichts. Urlaub? Unmöglich. Ein neues Handy? Nur auf Raten.“
Julia macht keinen extravaganten Lebensstil. Sie kocht selbst, hat kein Auto, keine Kinder. „Und trotzdem reicht es hinten und vorne nicht.“
20,50 € sind kein Luxus
Rechnet man Julias Stundenlohn auf einen Monatsbruttoverdienst bei 40 Stunden hoch, landet man bei rund 3.550 €. Netto bleiben davon – je nach Steuerklasse – etwa 2.200 bis 2.300 €. Klingt nach viel? Nicht in einem Land, in dem fast alles teurer wird.
„Die Leute denken oft: '20 Euro die Stunde? Luxus!' Aber das ist ein Trugschluss“, sagt Julia. „Die Mieten steigen, Energiepreise sind explodiert, Lebensmittel sind doppelt so teuer wie vor ein paar Jahren. Ich arbeite Vollzeit – aber es fühlt sich an wie ein finanzieller Dauerstress.“
Politik, Realität und Frustration
Julia fühlt sich von der Politik ignoriert. „Alle reden immer über Mindestlohn oder Transferleistungen. Aber was ist mit den Menschen, die arbeiten, alles richtig machen – und trotzdem nicht leben können?“
Sie würde gerne sparen, in Zukunft investieren, vielleicht ein kleines Eigenheim finanzieren. „Aber wie soll das gehen, wenn am Monatsende 50 € auf dem Konto bleiben?“
„Arbeiten lohnt sich – aber für wen?“
Julias Geschichte ist kein Einzelfall. In ganz Deutschland kämpfen Berufstätige im unteren und mittleren Einkommensbereich mit steigenden Lebenshaltungskosten und einer Realität, in der Arbeiten nicht automatisch bedeutet, finanziell sicher zu sein.
„Ich will nicht jammern“, sagt sie zum Schluss. „Aber wenn sogar 20,50 € pro Stunde nicht reichen – was läuft hier eigentlich falsch?“
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