Hamburg, Juli 2025 – Marie ist 57 Jahre alt, seit über 30 Jahren verheiratet – und hat seit 15 Jahren getrennte Konten mit ihrem Mann. Für viele aus ihrem Umfeld ist das ein Rätsel: „Vertraut ihr euch etwa nicht?“, wird sie oft gefragt. Ihre Antwort ist klar: „Doch. Gerade deshalb.“
Gleichberechtigung, auch auf dem Konto
Marie arbeitet Teilzeit in einem Steuerbüro, ihr Mann ist Ingenieur. Finanziell gesehen hätten sie längst ein gemeinsames Konto führen können – „wie das halt früher üblich war“. Doch Marie hat sich ganz bewusst dagegen entschieden.
„Ich liebe meinen Mann. Aber ich bin auch eine eigenständige Frau. Ich will nicht, dass ich um Erlaubnis fragen muss, wenn ich mir ein Kleid kaufen will oder eine größere Ausgabe plane. Und umgekehrt gilt das genauso.“
„Getrennte Konten sind kein Zeichen von Distanz“
Für Marie geht es nicht ums Geld – sondern um Respekt und Selbstbestimmung. Das Paar hat klare Absprachen: Gemeinsame Ausgaben (Miete, Auto, Urlaube, Versicherungen) werden anteilig aufgeteilt. Was jeder für sich verdient, bleibt ihm oder ihr.
„Früher hieß es oft: Der Mann verdient, die Frau verwaltet. Heute verdiene ich selbst. Warum soll ich das dann nicht auch selbst verwalten dürfen?“, fragt sie.
Unverständnis von außen – und die ständigen Kommentare
Marie hat gelernt, mit den kritischen Blicken umzugehen. „Gerade Frauen in meinem Alter verstehen das oft nicht. Sie sagen: ,Wenn man sich liebt, teilt man alles.‘ Aber warum muss Liebe mit finanzieller Verschmelzung einhergehen?“
Sie erlebt es in Freundeskreisen regelmäßig: unterschwellige Kritik, spitze Bemerkungen, oder die Frage, ob sie ihrem Mann etwa misstraue. „Im Gegenteil“, sagt Marie. „Es ist Vertrauen, dass wir beide unsere eigenen Finanzen im Griff haben – ohne Kontrolle, ohne Abhängigkeit.“
Liebe ohne finanzielle Abhängigkeit
Was für viele unromantisch klingt, ist für Marie der Schlüssel zu einer stabilen, gleichberechtigten Partnerschaft.
„Ich war nie abhängig – und will es auch nie sein. Und mein Mann schätzt das an mir. Wir wissen, dass wir uns lieben, ohne dass ein gemeinsames Konto das beweisen muss.“
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