Anna und Chris fallen auf – egal, wo sie hinkommen. Beide sind von Kopf bis Fuß tätowiert: kunstvolle Muster, leuchtende Farben, Totenköpfe, Blumenranken, Porträts und Schriftzüge erzählen ihre Geschichten. Für sie sind ihre Tattoos keine Rebellion mehr, sondern ein Teil ihrer Identität. Doch was für sie selbstverständlich ist, sorgt bei ihrem Umfeld für Kopfschütteln.
„Unsere Freunde sagen uns immer wieder, wir sollten keine Kinder bekommen“, erzählt Anna. Sie klingt dabei weder wütend noch traurig, eher müde. „Sie glauben, wir würden schlechte Eltern sein – nur weil wir so aussehen.“
Vorurteile unter der Haut
Tatsächlich begegnen sie diesem Vorurteil fast täglich: im Supermarkt, bei der Arbeit, manchmal sogar von Fremden auf der Straße. „Da kommt jemand auf mich zu und fragt, wie ich später meinen Kindern erklären will, dass ich so aussehe“, sagt Chris. „Ich antworte immer: Mit ganz normalen Worten. Es sind nur Bilder. Es ist unsere Kunst.“
Ihre Freunde meinen es oft gar nicht böse – viele sorgen sich, dass die Kinder gemobbt werden könnten oder dass Anna und Chris nicht die „richtigen Werte“ vermitteln würden. „Dabei wissen sie gar nicht, wie sehr wir uns Familie wünschen“, sagt Anna. „Wir haben so viel durchgemacht, wir wissen, was Zusammenhalt bedeutet.“
Tinte ist nicht gleich Verantwortung
Experten bestätigen: Ob jemand tätowiert ist oder nicht, sagt absolut nichts darüber aus, wie verantwortungsvoll er oder sie mit Kindern umgeht. Viel wichtiger sind Liebe, Zeit, Geduld und ein stabiles Umfeld. „Wir kennen Paare ohne ein einziges Tattoo, die ihre Kinder vernachlässigen“, sagt Chris. „Und wir kennen andere, die bunt sind wie wir – und wunderbare Eltern.“
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