Marida S. ist 55 Jahre alt, gelernte Bürokauffrau und seit fünf Jahren arbeitslos. Sie wohnt in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in einer norddeutschen Kleinstadt. Ihr Alltag ist geprägt von Bewerbungen, Absagen – und der ständigen Sorge, wie es weitergehen soll.

Ein Leben voller Arbeit – und dann?

„Ich habe fast 30 Jahre gearbeitet“, erzählt Marida. Erst in einer Spedition, dann in einer Steuerkanzlei. „Ich war nie faul, war immer zuverlässig.“ Doch dann kam die Insolvenz ihres Arbeitgebers – und plötzlich stand sie ohne Job da. Anfangs war sie noch optimistisch. „Ich dachte: Eine Frau mit Erfahrung wird doch gebraucht. Aber nach 100 Bewerbungen ohne Einladung merkt man: Du bist nicht mehr gefragt.“

Zu alt, zu teuer?

Die meisten Absagen klingen gleich: „Wir haben uns für eine andere Bewerberin entschieden“, steht da. Oder: „Wir suchen jemanden, der flexibler ist.“ Inoffiziell hört Marida oft, dass jüngere Bewerber bevorzugt werden. „Ich kann nicht mehr für 1.600 Euro Vollzeit arbeiten. Davon kann ich nicht leben. Aber mehr will kaum jemand zahlen. Und viele wollen jüngere, dynamischere Leute.“

Alltag mit dem Jobcenter

Seit fünf Jahren ist Marida beim Jobcenter gemeldet. 563 Euro Arbeitslosengeld II bekommt sie im Monat plus Miete und Heizung. „Ohne das würde ich auf der Straße landen“, sagt sie leise. Doch die Scham sitzt tief: „Ich habe immer eingezahlt. Jetzt heißt es: ‚Du bist doch selbst schuld.‘ Das tut weh.“

Regelmäßig muss sie sich bewerben – oft auf Stellen, für die sie kaum Chancen sieht. „Die Beraterin sagt: Hauptsache, es steht was auf dem Papier.“ Immer wieder werden ihr Jobs angeboten, die weit entfernt oder körperlich sehr anstrengend sind. „Mit 55 will mich keiner mehr in der Lagerhalle. Meine Knie machen das nicht mit.“

Wie lange noch?

Marida wünscht sich nichts sehnlicher als eine feste Anstellung, ein Team, Kolleginnen, eine Aufgabe. „Ich will arbeiten. Ich will morgens wieder aufstehen mit einem Ziel.“ Sie befürchtet, dass es ohne Weiterbildung oder Umschulung kaum noch Chancen gibt. Doch auch dafür braucht es oft einen Arbeitgeber, der mitzieht – oder einen Platz, den viele suchen.

„Ich habe keine Wahl“

Bis dahin bleibt Marida zu Hause, schreibt Bewerbungen, macht Termine im Jobcenter und hofft auf einen Arbeitgeber, der ihr noch eine Chance gibt. „Manchmal frage ich mich, ob ich je wieder gebraucht werde. Aber ich darf nicht aufgeben. Es muss doch noch jemand geben, der sagt: ‚Erfahrung zählt auch etwas.‘“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Paar baute einen Zaun, um einen lästigen Nachbarn loszuwerden: jetzt müssen sie eine hohe Geldstrafe zahlen, Details

Wir können unsere "minderwertigen" Neubauten nicht verkaufen, nachdem der Bauträger ein riesiges Grundstück "auf kontaminiertem Boden" errichtet hat