Im Duisburger Stadtteil Marxloh sieht die Realität für viele Bewohner düster aus. Verwahrloste Wohnungen, offene Leitungen, Müll und Fäkalien in den Ecken – für zahlreiche Menschen, die dort seit Jahren leben, ist diese deprimierende Situation leider Alltag. Unter ihnen ist auch Werner Bönig, der 40 Jahre lang in Marxloh zuhause war. Doch die Stadt Duisburg erklärte sein Haus kürzlich für unbewohnbar und räumte es. Wohin er ziehen sollte, wurde ihm nicht gesagt. Werner Bönig ist nicht der Einzige, der diese Erfahrung machen musste.

Auch Edda Glomke, eine langjährige Bewohnerin des Stadtteils, sah sich nach mehr als 30 Jahren gezwungen, ein neues Zuhause zu suchen. Ihre Wohnung war zunehmend von Ratten, Kakerlaken und randalierenden Nachbarn geprägt – Zustände, die für sie das Leben in Marxloh zu einem Albtraum machten. Wie sie und viele andere alteingesessene Bewohner sind, werden aktuell zahlreiche Menschen aus ihrem Viertel vertrieben. Die Gründe für die Vertreibung sind vielfältig, doch der zunehmende Verfall der Immobilien und die Rolle von überteuerten Mietpreisen spielen dabei eine zentrale Rolle.

Ein wesentlicher Faktor für die Verschlechterung der Lebensbedingungen in Marxloh ist der Zustand vieler Wohnungen. Diese sind häufig von Vermietern, die nur noch auf den Profit schielen, nicht ausreichend gepflegt. Schimmel, defekte Leitungen und heruntergekommene Wohnungen sind keine Seltenheit. Doch während die alteningesessenen Bewohner unter diesen Umständen leiden, versuchen Investoren, die leerstehenden und maroden Immobilien für immer höhere Preise an Zuwanderer aus Ländern wie Bulgarien und Rumänien zu vermieten. Diese sogenannten Schrottimmobilien werden unter fragwürdigen Bedingungen weitervermietet, ohne dass die notwendigen Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. Für die Menschen, die in diese Wohnungen einziehen, sind die Lebensverhältnisse oft ebenfalls untragbar.

Das Resultat: Die ursprünglich bewohnten Häuser werden zunehmend leerstehend oder nur noch von denjenigen bewohnt, die sich keine bessere Wohnung leisten können. Die Menschen, die jahrzehntelang in Marxloh lebten, sehen sich aus ihren gewohnten Verhältnissen vertrieben. Werner Bönig, Edda Glomke und viele andere mussten das Stadtbild und die Viertel verlassen, die sie über Jahre hinweg geprägt haben. Ihnen bleibt oft nur wenig Auswahl an bezahlbarem Wohnraum, der ihnen ein würdiges Leben ermöglicht.

Der soziale und kulturelle Verlust, der mit dieser Vertreibung einhergeht, ist nicht zu unterschätzen. Viele der alteningesessenen Bewohner von Marxloh sind in ihrer Nachbarschaft verwurzelt. Sie kennen ihre Nachbarn, ihre Geschäfte und ihre Straßen. Die Zwangsräumungen und die Vernachlässigung der Wohnverhältnisse werfen jedoch einen Schatten auf das Bild des Stadtteils und auf die Lebensqualität der verbleibenden Bewohner.

Diese Problematik steht im Zusammenhang mit einer größeren urbanen Entwicklung und den gesellschaftlichen Herausforderungen, die viele deutsche Großstädte betreffen. Die Wohnungsnot, der Verfall von Stadtteilen und die überteuerten Mieten sind Themen, die nicht nur Marxloh betreffen, sondern auch in vielen anderen Städten immer präsenter werden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt Duisburg und die verantwortlichen Stellen bald konkrete Maßnahmen ergreifen, um sowohl die Lebensqualität der bestehenden Bewohner zu verbessern als auch langfristig dafür zu sorgen, dass solche menschenunwürdigen Zustände nicht zur Norm werden. Andernfalls wird Marxloh – wie viele andere Stadtteile – weiter unter der Last von Vernachlässigung und Verdrängung leiden.

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