Berlin – Sie kamen mit großen Hoffnungen nach Deutschland, voller Motivation und dem festen Willen, ein neues Leben aufzubauen. Doch die Realität sieht anders aus: Ein junges Paar aus der Demokratischen Republik Kongo sitzt seit Monaten fest – ohne Job, ohne Perspektive, trotz Ausbildung und Sprachkenntnissen.
„Wir wollen arbeiten, nicht auf Hilfe warten“
Aline (26) und Jean-Pierre (29) – Namen geändert – leben seit über einem Jahr in einer kleinen Unterkunft in einem ostdeutschen Bundesland. Beide sind gut ausgebildet: Aline hat in Kinshasa ein Studium in Betriebswirtschaft abgeschlossen, Jean-Pierre ist gelernter Elektriker. Seit ihrer Ankunft haben sie Deutschkurse besucht, Praktika gemacht und sich bei unzähligen Stellen beworben – ohne Erfolg.
„Wir wollen nicht auf Hilfe warten – wir wollen arbeiten, Teil der Gesellschaft sein“, sagt Jean-Pierre. Doch immer wieder scheitert es an bürokratischen Hürden, fehlender Anerkennung ihrer Abschlüsse oder Vorurteilen.
Wenn Qualifikation nicht zählt
Das Paar berichtet von Vorstellungsgesprächen, in denen sie trotz guter Vorbereitung kaum ernst genommen wurden. „Einmal sagte man mir, dass ich für den Empfangsbereich zu 'exotisch' aussehe“, erzählt Aline. In einem anderen Fall wurde Jean-Pierre gesagt, er solle sich erst einmal als Lagerhelfer versuchen, obwohl sein Elektro-Diplom in mehreren EU-Ländern anerkannt ist.
Integrationswille trifft auf strukturelle Hindernisse
Deutschland betont immer wieder, wie sehr das Land auf Fachkräfte angewiesen ist. Doch Fälle wie der von Aline und Jean-Pierre zeigen, dass der Weg von der Willkommenskultur zur tatsächlichen Integration oft steinig bleibt. Besonders bei Menschen aus Afrika berichten viele Geflüchtete und Migranten von systemischen Hürden, Vorurteilen und einem undurchsichtigen Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen.
Politik unter Druck
Zahlreiche Initiativen fordern längst eine Reform der Anerkennungsprozesse und einen gezielteren Einsatz von Arbeitsvermittlungen für Geflüchtete mit realen Qualifikationen. Doch für das junge Paar aus dem Kongo bleibt das vorerst nur Theorie. Ihre Aufenthaltsgenehmigung ist befristet, die Unsicherheit groß.
„Wir wollen nicht zurück, wir wollen etwas beitragen. Aber dafür muss man uns auch eine echte Chance geben“, sagt Aline leise.
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