Früher war der Marktbesuch für ihn ein Ritual – heute ein seltener Luxus. Der 67-jährige Herr Schneider aus Dortmund steht vor einem kleinen Obststand in der Innenstadt und schüttelt den Kopf. „6,50 Euro für ein Kilo Kirschen – das ist Wahnsinn. Da kaufe ich lieber beim Discounter. Was bleibt mir anderes übrig?“

Marktpreise außer Reichweite

Immer mehr ältere Menschen beklagen, dass frisches Obst und Gemüse von Straßenhändlern oder auf Wochenmärkten unbezahlbar geworden ist. „Früher war es vielleicht ein paar Cent teurer, dafür aber frisch und regional. Jetzt kostet ein Einkauf auf dem Markt schnell doppelt so viel wie beim Discounter“, sagt Schneider, der von einer kleinen Rente lebt.

Er zeigt auf ein Netz Tomaten: „2,99 für 500 Gramm – das zahle ich im Supermarkt für ein ganzes Kilo.“ Bio-Qualität hin oder her – für ihn zählt, was am Monatsende übrig bleibt.

Zwischen Qualität und Realität

Die Verkäufer vor Ort verteidigen die Preise. „Wir haben höhere Einkaufskosten, keine Subventionen wie große Ketten und zahlen Standgebühren. Unsere Ware kommt direkt vom Bauernhof“, erklärt eine Markthändlerin. Doch Verständnis allein hilft vielen Rentnern nicht weiter.

Laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands können sich über 20 Prozent der Menschen über 65 in Deutschland nicht regelmäßig gesunde, frische Lebensmittel leisten – besonders betroffen sind Alleinstehende mit kleiner Rente.

Discounter statt Dorfmarkt

„Ich wäre gerne loyal zum kleinen Händler, aber das kann ich mir nicht mehr leisten“, sagt Schneider. Er sei nicht geizig, nur ehrlich. „Wenn ich beim Discounter für 20 Euro einen ganzen Korb bekomme und hier nur eine Tüte, ist die Entscheidung klar.“

Er findet: „Gesunde Ernährung darf kein Luxus sein. Wenn es auf der Straße mehr kostet als im klimatisierten Supermarkt, läuft etwas falsch.“

Ein gesellschaftliches Signal

Was wie eine alltägliche Beschwerde klingt, ist in Wahrheit ein Alarmsignal. Während Politik und Experten über nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wertschöpfung reden, geraten immer mehr Bürger schlicht an ihre finanziellen Grenzen.

„Ich will kein Fertigessen kaufen“, sagt Schneider beim Abschied. „Aber irgendwann bleibt einem nur noch die Tiefkühlpizza – nicht, weil man faul ist, sondern weil sie bezahlbar ist.“

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