Max sitzt auf einer Bank im Stadtpark und blickt gedankenverloren in die Ferne. Die Menschen hasten vorbei, nur wenige werfen ihm einen Blick zu, manche eine Münze in seinen Becher. Doch Max hat sich an diese Gleichgültigkeit gewöhnt. „Am Anfang ist es hart, wenn einen niemand beachtet. Aber irgendwann spielt es keine Rolle mehr. Man wird irgendwie unsichtbar“, sagt er mit einem leisen Lächeln.
Max ist Mitte fünfzig, seit sechs Jahren lebt er auf der Straße. Das Leben hat ihm einige üble Streiche gespielt: Eine Scheidung, die ihn nicht nur emotional, sondern auch finanziell zerstörte, ein gesundheitlicher Rückschlag, der es ihm unmöglich machte, seiner Arbeit als Installateur nachzugehen, und schließlich die Kündigung seiner Wohnung. „Plötzlich stand ich da, mit einem Koffer in der Hand und wusste nicht, wohin.“
Doch was Max bleibt, sind die kleinen Dinge des Alltags, die ihm einen Hauch von Normalität und Freude geben – und dazu gehört das Radio. Ein kleines, altes Gerät, das er immer bei sich trägt und dessen Batterien er regelmäßig wechselt, auch wenn das bedeutet, dass er auf eine warme Mahlzeit verzichten muss. „Das Radio ist wie ein Fenster in die Welt“, erzählt er, während seine Augen aufleuchten. „Es begleitet mich durch die Tage und Nächte. Die Nachrichten lassen mich wissen, was in der Welt passiert, und die Musik holt mich manchmal aus meiner Einsamkeit heraus.“
Das Radio ist für Max eine Art Begleiter, etwas, das ihn daran erinnert, dass das Leben weitergeht, auch wenn es für ihn oft stillzustehen scheint. Besonders liebt er die Übertragungen von Fußballspielen. Schon als kleiner Junge war er ein begeisterter Fußballfan, und diese Leidenschaft hat ihn nie verlassen. „Wenn ich die Stimmen der Reporter höre, wie sie das Geschehen auf dem Platz beschreiben, ist es fast, als wäre ich selbst dort. Ich fühle die Spannung, die Freude, wenn ein Tor fällt, und den Kummer, wenn die Mannschaft verliert“, erzählt Max mit funkelnden Augen. Besonders wenn seine Lieblingsmannschaft spielt, fiebert er mit, als würde er selbst auf der Tribüne stehen.
Die Wochenenden sind für Max etwas ganz Besonderes. Dann setzt er sich an seinen Lieblingsplatz am Rande der Stadt, einen kleinen, ruhigen Fleck am Fluss, und lauscht den Bundesliga-Übertragungen im Radio. „Für ein paar Stunden kann ich all meine Sorgen vergessen und einfach nur genießen. Ich vergesse dann, dass ich kein Zuhause habe, keine Familie und kaum Geld.“
Max erzählt auch, dass er manchmal von Passanten gefragt wird, warum er nicht einfach aufgibt. Doch das kann und will er nicht. Sein Radio, der Fußball, die kleinen Momente der Freude – das alles gibt ihm Kraft. „Das Leben ist vielleicht nicht fair, aber es hat auch schöne Seiten“, sagt er mit einem leichten Lächeln. „Und solange ich noch diese kleinen Freuden habe, solange ich noch lachen und träumen kann, bin ich doch irgendwie reich.“
Die Geschichte von Max ist eine Erinnerung daran, dass auch Menschen, die scheinbar alles verloren haben, Träume, Leidenschaften und Hoffnungen bewahren können.
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