Farid ist 49 Jahre alt, doch sein Leben könnte kaum ungewisser sein. Seit mehreren Monaten schläft er auf Parkplätzen – manchmal in seinem alten Auto, manchmal einfach unter freiem Himmel. Sein Gesicht erzählt von einer Geschichte, die viele nicht kennen, von einem Leben, das aus den Fugen geraten ist. Doch Farid ist mehr als das Bild eines Obdachlosen – er ist ein Mensch voller Träume, Erinnerungen und Hoffnungen.
Der Sturz ins Nichts
Farids Leben war nicht immer so. Geboren in einer kleinen Stadt, wuchs er in geordneten Verhältnissen auf. Er machte eine Ausbildung als Elektriker und arbeitete viele Jahre in seinem Beruf. Doch mit den Jahren häuften sich die Probleme: Eine Scheidung, die ihn emotional und finanziell aus der Bahn warf, der Verlust seiner Wohnung und später auch seines Arbeitsplatzes. "Es ging alles so schnell", sagt er mit leiser Stimme. "Ich dachte immer, das passiert anderen, nicht mir."
Ohne Rücklagen und mit kaum sozialen Netzwerken fand Farid sich plötzlich auf der Straße wieder. Freunde konnten oder wollten nicht helfen, und staatliche Hilfen waren schwer zu erreichen. "Es ist, als ob man unsichtbar wird. Niemand sieht dich, niemand hört dich", beschreibt er seine Erfahrung.
Das Leben auf Parkplätzen
Für Farid ist der Parkplatz sein sicherster Zufluchtsort geworden. "Hier kommen keine Leute, die dir schaden wollen. Es ist ruhig, vor allem nachts", erklärt er. Mit einem alten Schlafsack und einer Decke versucht er, sich gegen die Kälte zu schützen. Sein Auto, ein rostiger Kleinwagen, dient als Lagerraum für seine wenigen Habseligkeiten: Kleidung, ein Foto seiner Kinder und eine Tüte voller Dokumente – sein letzter Rest an Identität.
Tagsüber sucht er Flaschen, um sich ein wenig Geld zu verdienen, oder fragt in Supermärkten nach abgelaufenen Lebensmitteln. "Es ist kein Leben, aber es ist besser, als aufzugeben", sagt Farid.
Die Gesellschaft und ihr Blick
Farid weiß, dass viele Menschen ihn meiden. "Man wird oft verurteilt. Viele denken, ich bin selbst schuld, weil ich so lebe", erzählt er. Dabei wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder ein normales Leben zu führen. "Ich will arbeiten, eine kleine Wohnung haben, vielleicht sogar wieder Kontakt zu meinen Kindern aufnehmen."
Doch der Weg zurück ist schwer. Ohne feste Adresse ist es nahezu unmöglich, eine Arbeit zu finden. "Es ist ein Teufelskreis", sagt Farid. "Ohne Wohnung kein Job, ohne Job keine Wohnung."
Hoffnung auf einen Neuanfang
Trotz allem gibt Farid nicht auf. Er besucht regelmäßig eine lokale Suppenküche und hat Kontakt zu einer Hilfsorganisation aufgenommen, die ihm dabei helfen möchte, eine Unterkunft zu finden. "Manchmal denke ich, dass ich es schaffen kann. Ich muss nur jemanden finden, der an mich glaubt."
Farids Geschichte steht stellvertretend für viele Menschen, die unverschuldet in die Obdachlosigkeit geraten. Er zeigt, wie schnell ein Leben, das stabil scheint, ins Wanken geraten kann. Doch er zeigt auch, dass Hoffnung selbst in den dunkelsten Momenten bestehen bleibt.
Für Farid bleibt die Frage, ob die Gesellschaft ihm die Hand reicht, bevor der Winter kommt. Denn eines ist sicher: Niemand sollte gezwungen sein, auf Parkplätzen zu schlafen.
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