Maria K., eine rüstige 80-jährige Rentnerin, liebt ihre Familie über alles. Doch als ihre Enkeltochter sie bat, regelmäßig auf ihre beiden Kinder – sieben und acht Jahre alt – aufzupassen, lehnte sie entschieden ab. „Ich habe meinen Teil getan“, sagt Maria bestimmt. „Ich habe meine eigenen Kinder großgezogen und jahrelang auf meine Enkel aufgepasst. Jetzt ist es Zeit für mich.“

Eine Generation, die immer gegeben hat

Maria gehört zu einer Generation von Frauen, die ihr Leben lang Verantwortung getragen haben – für ihre Kinder, für den Haushalt, für die Familie. Nachdem ihre eigenen Kinder erwachsen waren, half sie ihrer Tochter und ihrem Sohn dabei, ihre Kinder großzuziehen. „Ich war immer da, wenn meine Enkel mich brauchten“, erzählt sie. „Ich habe sie von der Schule abgeholt, auf sie aufgepasst, wenn die Eltern arbeiten mussten, und unzählige Wochenenden mit ihnen verbracht.“

Nun, da ihre Enkel selbst Eltern geworden sind, erwartet man von ihr, dass sie auch die nächste Generation betreut. Doch das sieht Maria anders. „Ich bin 80 Jahre alt“, sagt sie. „Ich liebe meine Urenkel, aber ich habe keine Energie mehr, um stundenlang auf zwei lebhafte Kinder aufzupassen. Das ist nicht mehr meine Aufgabe.“

Schuldgefühle und gesellschaftlicher Druck

Viele ältere Frauen fühlen sich unter Druck gesetzt, sich auch noch um ihre Urenkel zu kümmern. Es herrscht die unausgesprochene Erwartung, dass Großmütter und Urgroßmütter immer zur Verfügung stehen. Doch Maria wehrt sich gegen diese Erwartungshaltung. „Ich will meine letzten Jahre genießen – reisen, mich mit Freunden treffen, mein eigenes Leben führen“, sagt sie.

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