Corinne ist 56 Jahre alt, lebt allein in einer kleinen Wohnung und steht jeden Monat vor derselben Frage: Reicht das Geld noch für Essen? Was für viele selbstverständlich ist, ist für sie zu einer täglichen Sorge geworden. Lebensmittel, die früher ohne Nachdenken im Einkaufswagen landeten, sind heute sorgfältig abgewogene Entscheidungen.
Nach jahrzehntelanger Arbeit rutschte Corinne schrittweise in finanzielle Not. Eine Kombination aus gesundheitlichen Problemen, steigenden Lebenshaltungskosten und einem geringen Einkommen ließ kaum Spielraum. Die Miete, Strom und Krankenkasse haben Priorität – für frische Lebensmittel bleibt oft nur ein kleiner Restbetrag. Obst, Gemüse oder Fleisch werden zu seltenen Ausnahmen, Sonderangebote zur Lebensgrundlage.
„Ich plane jede Mahlzeit im Voraus“, erzählt Corinne. „Manchmal esse ich mehrere Tage dasselbe, weil es günstiger ist.“ Häufig greift sie zu stark reduzierten Produkten kurz vor dem Ablaufdatum oder verzichtet ganz auf warme Mahlzeiten. Hunger sei kein fremdes Gefühl mehr, sagt sie leise, sondern etwas, das man lernt auszuhalten.
Besonders belastend ist für Corinne nicht nur der Mangel, sondern auch die Scham. Hilfe anzunehmen fällt ihr schwer. Der Gang zur Tafel kostete sie Überwindung, obwohl sie weiß, dass sie nicht allein ist. Immer mehr Menschen in ihrem Alter geraten in ähnliche Situationen – Menschen, die gearbeitet, Steuern gezahlt und Verantwortung übernommen haben.
Die steigenden Preise treffen vor allem jene, die ohnehin kaum Reserven haben. Für Corinne bedeutet jede Preiserhöhung eine neue Rechnung: weniger Essen oder ein anderer notwendiger Verzicht. Kleidung wird kaum ersetzt, soziale Aktivitäten sind praktisch nicht existent. Einsamkeit wird so zum stillen Begleiter der Armut.
Trotz allem hat Corinne ihre Würde nicht verloren. Sie hofft auf mehr Aufmerksamkeit für Menschen wie sie – auf politische Maßnahmen, die Altersarmut ernst nehmen, und auf eine Gesellschaft, die hinsieht, statt wegzuschauen. „Es geht nicht um Luxus“, sagt sie, „sondern darum, satt zu werden und menschlich zu leben.“
Corinnes Geschichte steht stellvertretend für viele. Sie zeigt, dass Armut kein Randproblem ist, sondern mitten in unserer Gesellschaft existiert – oft unsichtbar, aber mit realen, täglichen Konsequenzen.
Das könnte Sie auch interessieren: