Es gibt Konflikte, die in Familien besonders hart und schmerzhaft sind – solche, bei denen Geld eine zentrale Rolle spielt. Für Karl (67) und seinen Sohn Markus (44) ist das Thema Geld immer wieder der Auslöser für Streit. Während viele Eltern ihren Kindern finanziell unter die Arme greifen möchten, wehrt sich Karl strikt dagegen, seinem Sohn auch nur einen Cent zu geben. Der Grund: Er fürchtet, dass Markus das Geld nur verschwenden würde.
„Er wird alles dumm ausgeben“
Für Karl ist es eine klare Entscheidung. „Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass er mit seinem Geld besser haushalten soll. Aber er hört nicht auf mich. Er wird alles einfach dumm ausgeben“, erklärt er in einem Gespräch. Markus, der selbstständig ist, aber häufig in finanzielle Schwierigkeiten gerät, hat das Vertrauen seines Vaters längst verloren. Karl ist überzeugt, dass sein Sohn das Geld nicht sinnvoll investieren würde – sei es in seine Geschäftsideen oder in private Bedürfnisse.
„Er denkt immer nur an den Moment, an den schnellen Spaß, und nicht an die Zukunft. Ich habe es satt, ihn immer wieder auf die richtigen Wege zu führen, nur um zu sehen, wie er die Chance wieder verpuffen lässt“, sagt Karl mit Enttäuschung in der Stimme. Einmal habe er versucht, Markus mit einer großzügigen Summe zu unterstützen, nur um zu sehen, dass sein Sohn das Geld für Luxusartikel oder unnötige Dinge ausgab.
Die unaufhörlichen Streitereien
Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn hat sich über die Jahre immer weiter verschlechtert. Die Streitigkeiten, die oft um Geld gehen, belasten die Beziehung enorm. Markus fühlt sich von seinem Vater unverstanden und vernachlässigt. „Ich arbeite hart für mein Geld. Aber wenn ich mal Hilfe brauche, ist er nie da. Er redet immer nur von Verantwortung, aber wenn ich wirklich mal in der Klemme stecke, will er mir nichts geben“, klagt Markus. Er fühlt sich von seinem Vater nicht unterstützt und dass dieser ihm misstraut.
Doch Karl hält an seiner Haltung fest. „Ich will ihm nichts schenken, was er nicht verdient. Er muss lernen, selbst verantwortlich zu sein, sonst wird er nie aus seinen Fehlern lernen“, erklärt er entschieden. Und genau hier liegt der Kern des Konflikts: Zwei sehr unterschiedliche Auffassungen davon, was es heißt, für sich selbst zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen.
Die ungeschriebenen Gesetze der Familie
Das Thema Geld hat in vielen Familien immer wieder Konfliktpotenzial. Für Karl bedeutet Geld vor allem ein Werkzeug zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Er glaubt, dass Markus nur dann wirklich etwas lernt, wenn er für seine eigenen Fehler geradestehen muss – auch wenn das heißt, dass er in schwierigen Zeiten ohne die Unterstützung seines Vaters auskommen muss.
„Es ist nicht meine Aufgabe, ihm ständig hinterherzuräumen. Wenn er Hilfe braucht, kann er sie woanders suchen. Aber er soll wissen, dass er alles selbst schaffen muss“, erklärt Karl. Er hat die Philosophie, dass er seinen Sohn nicht bevormunden möchte, sondern ihm lediglich die Möglichkeit geben will, aus seinen eigenen Erfahrungen zu lernen – auch wenn das bedeutet, dass es schmerzhaft für Markus sein könnte.
Markus hingegen fühlt sich oft alleingelassen. „Warum kann mein Vater nicht einmal sehen, dass ich wirklich versuche? Er hat es immer so leicht gehabt“, sagt er. Markus fühlt, dass sein Vater es sich einfach macht, indem er sich weigert, zu helfen. Für ihn geht es nicht nur um das Geld, sondern auch um das Gefühl der Wertschätzung und des Vertrauens, das er von seinem Vater erwartet.
Die tiefen Wunden der Vergangenheit
Die Ursache für den anhaltenden Konflikt könnte tiefer liegen, als es auf den ersten Blick scheint. Karl und Markus haben eine lange Geschichte miteinander, und es gibt mehr als nur das aktuelle Geldthema, das sie voneinander trennt. Karl hat nie viel über seine eigenen Gefühle gesprochen und die emotionale Distanz zwischen ihm und seinem Sohn war stets ein ungelöstes Thema.
Markus wiederum hat das Gefühl, dass er immer in den Schatten seines Vaters stand, der als sehr erfolgreicher Mann angesehen wurde. In seinen Augen scheint Karl nie zu erkennen, dass er in vielerlei Hinsicht eine Unterstützung brauchen könnte, auch emotional. „Er hat immer alles alleine gemacht, und ich habe nie das Gefühl bekommen, dass er wirklich für mich da ist“, sagt Markus.
Ein Teufelskreis
Die Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn gehen inzwischen weit über das Thema Geld hinaus. Es ist ein Teufelskreis aus Enttäuschung und Missverständnissen, der sich immer weiter zu spinnt. Beide haben ihre eigenen Vorstellungen davon, wie eine gute Beziehung aussehen sollte – und keine der beiden Seiten ist bereit, nachzugeben. Karl glaubt, dass sein Sohn ohne eigene Anstrengung niemals etwas erreichen wird, während Markus sich von seinem Vater nicht gesehen und unterstützt fühlt.
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