Ein warmes Lächeln, Geduld, Verantwortungsbewusstsein, Erste-Hilfe-Kenntnisse, Erfahrung mit Kindern, Flexibilität, manchmal Kochen, Hausaufgabenbetreuung, Trösten, Vorlesen, Spielen, Windeln wechseln, Vertrauen tragen – das alles soll ein Kindermädchen mitbringen. Doch sobald der Stundensatz auf den Tisch kommt – in diesem Fall 25 Euro – endet bei vielen Eltern das Verständnis: „Viel zu teuer!“ sagen sie.
Doch ist es das wirklich?
Betreuung ist Arbeit – und zwar harte
Das Kindermädchen Anna B.*, 28 Jahre alt, betreut seit mehreren Jahren Kinder beruflich. Sie hat eine pädagogische Ausbildung, spricht drei Sprachen, kennt sich mit frühkindlicher Entwicklung aus – und liebt Kinder. „Ich bin keine Babysitterin, die nur mal eine Stunde aufpasst. Ich begleite Kinder mit Aufmerksamkeit, Wissen und Herz“, sagt sie.
Ihr Stundensatz: 25 Euro brutto. Für viele Eltern klingt das nach Luxus. Für Anna ist es ein realistischer Preis – nicht nur für ihre Zeit, sondern auch für ihre Qualifikation, Verantwortung und Verfügbarkeit.
Eltern unter Druck – und mit Erwartungen
Viele Eltern reagieren dennoch abweisend. „So viel wie ein Handwerker!“, „Das kann sich doch keiner leisten!“, oder: „Wir brauchen doch nur jemanden, der kurz aufpasst.“ Die Realität ist aber: Wer Kinder gut betreuen lassen will, muss mehr als nur „aufs Aufpassen“ schauen. Pädagogische Qualität, Verlässlichkeit und emotionale Stabilität gibt es nicht zum Mindestlohn.
Gleichzeitig sind viele Familien selbst unter finanziellem Druck – hohe Mieten, steigende Lebenshaltungskosten, begrenzte Betreuungsplätze. Das Verständnis für faire Löhne trifft auf die Grenzen des eigenen Geldbeutels.
Der gesellschaftliche Widerspruch
In kaum einem anderen Bereich zeigt sich die gesellschaftliche Schieflage so deutlich wie in der Kinderbetreuung: Einerseits wird immer wieder betont, wie wichtig frühkindliche Förderung ist. Andererseits wird genau diese Arbeit – ob in Kitas oder privat – oft schlecht bezahlt oder als „Nebenjob“ abgetan.
„Würde ich bei einer Firma als Nanny arbeiten, würden die Eltern oft das Doppelte zahlen – aber dann ist es offiziell, und niemand meckert“, sagt Anna. „Privat denken viele: Das ist doch nur Babysitten.“
Wer bezahlt eigentlich für gute Betreuung?
25 Euro pro Stunde – das klingt viel, ist aber realistisch, wenn man Steuern, Krankenversicherung, Ausfallzeiten und Weiterbildungskosten bedenkt. Am Ende bleiben davon oft weniger als 15 Euro netto. Und: Gute Betreuung ist nicht nur eine private Frage. Es braucht politische Lösungen – etwa bessere staatliche Zuschüsse, Entlastung für Familien, faire Arbeitsbedingungen für Betreuungskräfte.
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