In einer Gesellschaft, in der das Gründen einer Familie oft als natürlicher Lebensabschnitt gilt, gibt es Paare, die sich bewusst gegen eigene Kinder entscheiden. So auch Anna und Tobias, ein Ehepaar aus Hamburg, das sich aus ethischen und sozialen Gründen gegen eine biologische Elternschaft entschieden hat.
„Es gibt bereits so viele Kinder auf der Welt, die ohne Eltern aufwachsen. Warum sollten wir neue in die Welt setzen, wenn es so viele gibt, die eine Familie brauchen?“ erklärt Anna. Der 36-jährige Tobias nickt zustimmend. „Wir sind glücklich zusammen, und wenn wir je den Wunsch verspüren, ein Kind großzuziehen, würden wir eher ein Kind adoptieren, das bereits da ist und Liebe braucht.“
Ein unkonventioneller, aber bewusster Lebensweg
Die Entscheidung, auf eigene Kinder zu verzichten, fällt nicht jedem leicht. Doch für Anna und Tobias war es ein längerer Reflexionsprozess, in dem sie sich intensiv mit der globalen Überbevölkerung, sozialen Ungerechtigkeiten und der Verantwortung gegenüber der Umwelt auseinandergesetzt haben.
„Es geht uns nicht darum, Menschen mit Kindern zu kritisieren“, betont Anna. „Aber wir wünschen uns, dass mehr Menschen darüber nachdenken, dass es auch andere Wege gibt, Familie zu sein.“
Anstatt sich auf eigene Nachkommen zu konzentrieren, engagiert sich das Paar in verschiedenen sozialen Projekten. Sie unterstützen ein Waisenhaus in Kenia finanziell und verbringen regelmäßig ihre Urlaube mit Freiwilligenarbeit in Kinderheimen.
Gesellschaftlicher Druck und unerwartete Reaktionen
Ihre Entscheidung trifft nicht immer auf Verständnis. „Viele Freunde und Familienmitglieder haben uns gefragt, ob wir uns das gut überlegt haben“, erzählt Tobias. „Manche reagieren verständnislos oder denken, wir würden es später bereuen.“
Doch das Paar bleibt standhaft. „Für uns bedeutet Glück nicht, eine Mini-Version von uns selbst großzuziehen, sondern mit unserer Zeit und unseren Ressourcen dort zu helfen, wo es wirklich gebraucht wird“, sagt Anna entschlossen.
Ein alternatives Familienmodell
Während manche Menschen ihre Erfüllung in der Elternschaft finden, sehen Anna und Tobias ihre Rolle als Unterstützer und Begleiter für diejenigen, die ohne eigene Familie aufwachsen.
„Familie ist kein starres Konzept. Es bedeutet nicht zwingend, eigene Kinder zu haben. Familie kann man auch dort schaffen, wo es bisher keine gab“, sagt Tobias.
Obwohl sie sich von klassischen Erwartungen lösen, fühlen sich Anna und Tobias nicht weniger vollständig. Ihr Leben ist reich an Sinn und Liebe – nur auf eine andere Art und Weise.
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