Zwei Künstler, die mit ihren Zehen malen, haben ungewöhnliche Nervenspuren in ihren Gehirnen.
Die Forscher berichten in Cell Reports, dass die einzelnen Zehen unterschiedliche Bereiche erfassen und so eine gut organisierte "Zehenkarte" erstellen.
Man geht davon aus, dass eine solche Gehirnorganisation bei Menschen mit typischer Zehengeschicklichkeit nicht existiert.
Die Entdeckung dieser spezialisierten Karten bringt die Wissenschaftler dem Verständnis näher, wie das menschliche Gehirn den Körper wahrnimmt, selbst wenn die Körperstrukturen variieren.
Wie das Gehirn funktioniert
"Manchmal kann ein ungewöhnlicher Fall - selbst ein sehr seltener - wichtige Einblicke in die Funktionsweise der Dinge geben", sagt der Neurowissenschaftler Denis Schluppek von der Universität Nottingham in England.
Die Fähigkeiten der beiden in die Studie einbezogenen Künstler sind sicherlich selten.
Beide wurden ohne Hände geboren, was auf das Medikament Thalidomid zurückzuführen ist, das zur Behandlung der morgendlichen Übelkeit bei Schwangeren eingesetzt wird.
Daher sind beide Männer stark auf ihre Füße angewiesen, die über die nötige Geschicklichkeit verfügen, um mit Besteck zu essen, zu schreiben und Computer zu bedienen.
Das Gehirn verfügt über eine Karte von Arealen, die Empfindungen aus verschiedenen Körperteilen verarbeiten; empfindliche Finger und Lippen haben beispielsweise große entsprechende Areale.
Aber bisher hatten die Wissenschaftler noch nicht viel Glück bei der Identifizierung der Bereiche des menschlichen Gehirns, die auf einzelne Finger reagieren (obwohl Gehirnregionen in den Gehirnen von nicht-menschlichen Primaten gefunden worden sind).
Da diese Menschen ihre Füße auf ungewöhnlich geschickte Weise benutzen, fragten sich die Forscher, ob ihre Gehirne die Zehen vielleicht auf eine etwas andere Weise darstellen.
Diagnose durch MRT
Die beiden Künstler wurden zusammen mit neun anderen Personen ohne besondere Fußfähigkeiten funktionellen MRT-Scans unterzogen, während ein Experimentator jeden Finger sanft berührte.
Bei vielen Menschen sind die Bereiche des Gehirns, die den einzelnen Zehen entsprechen, nicht voneinander getrennt, sagt der Neurowissenschaftler Daan Wesselink vom University College London.
Aber in ihren Gehirnen fanden wir sehr unterschiedliche Orte für jeden ihrer Finger.
Die Berührung jedes Fingers aktivierte einen Bereich des Gehirns, der benachbarte Finger mit ähnlich benachbarten Bereichen des Gehirns verbindet.
Laut Schluppek wurde die Entdeckung durch den Einsatz eines besonders leistungsstarken MRT-Geräts ermöglicht, das relativ kleine und schlecht erkennbare Karten der Zehen enthüllte.
Alles eine Frage des Timings
Die Forscher wissen noch nicht, wann diese Karte im Gehirn gezeichnet wird und ob intensives Zehentraining es Menschen ermöglichen könnte, Karten von Zehen im Gehirn zu erstellen - eine Idee, die Skepsis hervorruft.
Wesselink vermutet, dass die Zehenkarten der Künstler schon sehr früh entstanden sind und sich im Laufe der Jahrzehnte durch den anspruchsvollen Gebrauch der Zehen verfeinert haben.
"Wenn man seinen Körper von Kindheit an anders nutzt, entwickelt sich auch das Gehirn anders", sagt er.
Dan Feldman, Neurowissenschaftler an der University of California, Berkeley, sagt, dass Zehen im Gehirn eine Art sensorische Autobiografie hinterlassen.
Diese beiden Menschen hatten hier eine besonders einzigartige Sinneserfahrung, und man kann eine Spur davon in ihren Gehirnen sehen.
Quelle: odnaminyta.com
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