Für viele mag es unvorstellbar sein, aber für die 66-jährige Rentnerin Erika S. (Name geändert) ist es bittere Realität: Sie kann sich bei einem Einkauf im Supermarkt nicht mehr leisten, als 20 Euro auszugeben. Während die Preise für Lebensmittel stetig steigen und das Leben in Deutschland immer teurer wird, bleibt ihre Rente klein – zu klein, um sorgenfrei leben zu können.
"Ich rechne jeden Cent"
Erika lebt allein in einer kleinen Mietwohnung am Stadtrand. Nach Abzug von Miete, Strom, Medikamenten und Versicherungen bleiben ihr monatlich kaum 250 Euro zum Leben. Davon muss sie Essen kaufen, ihre Kleidung erneuern, Busfahrkarten bezahlen – und vielleicht ab und zu ein kleines Extra gönnen. Doch meistens bleibt es bei der Grundversorgung.
„Wenn ich in den Supermarkt gehe, habe ich vorher genau ausgerechnet, was ich mir leisten kann“, sagt sie. „Ich gehe nie ohne Einkaufszettel – und wenn ich merke, dass etwas teurer geworden ist, muss ich umplanen.“ Spontane Einkäufe? Fehlanzeige. Obst oder Käse? Nur, wenn es im Angebot ist. Fleisch? Ein Luxus, den sie sich höchstens einmal im Monat gönnt.
Die stille Not vieler Rentnerinnen
Erika ist kein Einzelfall. Laut aktuellen Statistiken lebt fast jede sechste Rentnerin in Deutschland an oder unter der Armutsgrenze. Besonders betroffen sind Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet, Kinder großgezogen oder Angehörige gepflegt haben – oft ohne die Chance, ausreichend Rentenpunkte zu sammeln.
„Ich habe 35 Jahre als Verkäuferin gearbeitet, dann war ich ein paar Jahre in Teilzeit, weil mein Mann krank wurde“, erzählt Erika. „Jetzt bekomme ich knapp über 900 Euro Rente. Davon kann man heutzutage kaum noch leben.“
Scham und Unsichtbarkeit
Was Erika besonders schmerzt, ist nicht nur die finanzielle Einschränkung, sondern das Gefühl, „nichts mehr wert“ zu sein. In der Öffentlichkeit spricht sie selten über ihre Situation. „Man schämt sich. Man hat das Gefühl, man hat versagt – obwohl man ein Leben lang alles gegeben hat.“
Auch im Supermarkt fühlt sie sich manchmal beobachtet, wenn sie einzelne Artikel wieder zurücklegen muss. „Ich sehe ja die Blicke“, sagt sie leise. „Aber was soll ich machen? Ich kann das Geld ja nicht drucken.“
Wenn 20 Euro alles sind
Ein typischer Einkauf für Erika sieht so aus: Ein Brot, ein Liter Milch, etwas Joghurt, ein paar Kartoffeln, eine Packung Nudeln, vielleicht etwas Gemüse – möglichst im Angebot. Dazu ein Stück Butter oder Margarine, Tee oder Kaffee – wenn es das Budget erlaubt. Meist bleibt es bei 18 bis 20 Euro. Viel mehr ist nicht drin. Wenn dann noch Hygieneartikel oder Reinigungsmittel nötig sind, muss an anderer Stelle gespart werden.
Hoffnung auf Veränderung?
Politisch wird viel über Renten gesprochen – über Erhöhungen, Grundrente, Altersvorsorge. Doch bei Menschen wie Erika kommt davon oft wenig an. „Man hört immer, es geht uns doch gut. Aber das stimmt nicht für alle“, sagt sie. „Ich wünsche mir nur, dass man uns Rentner nicht vergisst.“
Fazit: Eine Gesellschaft darf ihre Ältesten nicht vergessen
Erikas Geschichte steht für viele ältere Menschen in Deutschland, die mit Würde altern möchten, aber unter finanziellen Zwängen leiden. 20 Euro pro Einkauf – das ist nicht nur ein Preisetikett, das ist ein Symbol für soziale Ungleichheit, die im Ruhestand oft besonders sichtbar wird. Es ist an der Zeit, hinzusehen und zu handeln – damit Menschen wie Erika nicht in aller Stille unter der Oberfläche verschwinden.
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