Farida steht am Waschbecken in ihrer kleinen Mietwohnung. Es ist früher Abend, der Tag war lang. In der Wanne sitzt ihr einjähriger Sohn, eingewickelt in ein kleines Handtuch. Das Wasser, mit dem sie ihn waschen will, ist kalt – wie fast immer. Seit Monaten funktioniert der Boiler nur sporadisch. Mal kommt lauwarmes Wasser, meistens aber gar keines. Warm duschen? Undenkbar.

„Ich wärme Wasser im Wasserkocher vor und mische es in eine Schüssel“, sagt Farida leise. „Aber für ein richtiges Bad reicht es nie. Ich habe Angst, dass er krank wird.“

Ein Grundbedürfnis – verweigert

Farida ist 32 Jahre alt, alleinerziehend, und lebt mit ihrem Sohn in einer kleinen Wohnung am Rand einer Großstadt. Die Miete frisst den Großteil ihres Einkommens. Der Zustand der Wohnung ist schlecht, doch sie hat keine Alternative – bezahlbare Wohnungen sind Mangelware.

„Ich habe den Vermieter mehrmals informiert“, erzählt sie. „Aber er meint, ich solle geduldig sein. Das Problem sei bekannt, aber es dauere.“

Doch während die Wochen vergehen, beginnt sich der Alltag um das fehlende Warmwasser zu drehen. Duschen wird zum Kraftakt. Babypflege zum logistischen Problem. Und das Gefühl, ernst genommen zu werden, verschwindet mit jedem Tag ein Stück mehr.

Armut ist nicht nur Geldmangel – sondern auch Machtlosigkeit

„Ich schäme mich, wenn ich das erzähle“, sagt Farida. „Die meisten Menschen nehmen warmes Wasser einfach als selbstverständlich hin. Für mich ist es inzwischen ein Kampf.“

Ihr Sohn ist lebhaft, neugierig – und völlig ahnungslos, dass seine Mutter jeden Tag improvisieren muss, um ihm ein Minimum an Hygiene und Wohlbefinden zu ermöglichen. „Ich will nicht, dass er denkt, das sei normal.“

Verantwortung wird abgeschoben

Das zuständige Wohnungsunternehmen reagiert nur schleppend. Immer wieder wird Farida vertröstet: Techniker seien überlastet, Ersatzteile fehlten, oder der zuständige Hausmeister sei krank. Schriftliche Beschwerden versanden. Unterstützungsangebote? Kaum.

Dabei ist die Versorgung mit warmem Wasser in Deutschland ein Grundstandard – und ein einklagbares Recht. Doch wie so oft sind es die Schwächeren, die kämpfen müssen, während andere sich auf ihre Rechte verlassen können.

Ein stiller Protest

Farida hat inzwischen begonnen, alles zu dokumentieren: Wasserausfälle, Beschwerden, Reaktionen – oder eben keine. Sie will sich nicht mehr verstecken. „Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin. Aber es darf nicht sein, dass man ein Kind im kalten Wasser waschen muss, nur weil sich niemand zuständig fühlt.“

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