Anna ist keine, die auf teure Geschenke oder Candle-Light-Dinner besteht. Sie arbeitet selbst, verdient gut und ist unabhängig. „Mir geht’s nicht darum, dass er mich finanziert. Aber ich frage mich langsam: Wieso kommt nie von ihm die Geste, einfach mal zu sagen ‚Schatz, heute geht’s auf mich‘?“
Ihr Freund Tom* ist ebenfalls berufstätig, lebt solide, spart, wie er sagt, „für größere Ziele“. Doch die ständige finanzielle Trennung im Alltag fühlt sich für Anna irgendwann nicht mehr nach Gleichberechtigung an – sondern nach Distanz.
Zwischen Emanzipation und Erwartung
Anna beschreibt sich selbst als modern, emanzipiert, feministisch. „Ich will keine Klischee-Beziehung, in der der Mann immer zahlt. Aber ich will auch keine Beziehung, in der ich mich wie eine WG-Mitbewohnerin fühle.“
Der Punkt sei nicht das Geld, sondern die Aufmerksamkeit. „Wenn ich krank bin, bringt er mir Tee. Wenn er Stress hat, koche ich für ihn. Es sind die kleinen Dinge. Aber bei diesem Thema bleibt er stur.“
Was steckt wirklich dahinter?
Beziehungspsychologin Dr. Sandra Mertens erklärt: „Wenn ein Partner sich nie in die finanzielle Verantwortung nimmt – nicht mal symbolisch –, kann das auf eine tiefer liegende Haltung hinweisen: mangelnde Investitionsbereitschaft, emotionale Distanz oder eine unbewusste Angst vor Verpflichtung.“
Man müsse nicht alles aufrechnen, so Mertens – aber wenn sich einer immer übergangen fühlt, gerät das Gleichgewicht ins Wanken.
Anna zieht ein Fazit
Nach einem erneuten Abendessen, bei dem wieder getrennt gezahlt wurde, sprach Anna das Thema offen an. „Er sagte, er findet das normal. Dass es fair sei. Und dass er nicht versteht, warum ich so ein Drama daraus mache.“
Seitdem denkt Anna nach. Nicht nur über Rechnungen, sondern über Wertschätzung, Fürsorge und die Frage, wie viel sie in diese Beziehung investieren will – emotional und finanziell.
„Ich will keine Rechnung – ich will ein Gefühl, dass wir zusammenhalten. Im Alltag, im Herzen – und ja, auch manchmal beim Bezahlen.“
Das könnte Sie auch interessieren: