Die Geschichte von Renate K., einer 70-jährigen Rentnerin, sorgt in ihrem Umfeld für Diskussionen. Der Grund: Trotz der schwierigen finanziellen Lage ihrer 40-jährigen Tochter Sabine hat Renate beschlossen, keine finanzielle Unterstützung mehr zu leisten. Ein Schritt, den manche als kalt empfinden – andere hingegen als überfällige Selbstfürsorge.

„Ich habe mein Leben lang gearbeitet, zwei Kinder großgezogen, beide Ausbildungen finanziert, und als alleinerziehende Mutter oft auf vieles verzichtet“, erklärt Renate. „Aber ich bin jetzt 70. Ich muss mit meiner kleinen Rente auskommen. Ich kann und will nicht mehr die Bank meiner Tochter sein.“

Sabine, ihre Tochter, steckt derzeit in einer finanziellen Krise. Nach einer gescheiterten Selbstständigkeit kämpft sie mit Schulden und lebt zurzeit von Sozialleistungen. Immer wieder bat sie ihre Mutter in den letzten Jahren um Hilfe – mal für die Miete, mal für ein kaputtes Auto oder eine Stromnachzahlung.

Renate hat lange Zeit geholfen. Doch irgendwann, sagt sie, sei eine Grenze erreicht gewesen. „Jedes Mal, wenn ich ihr Geld gegeben habe, hat es nur kurzfristig etwas gebracht. Es hat nichts an ihrer Lebenssituation geändert – eher das Gefühl verstärkt, dass ich es schon irgendwie richten werde.“

Psychologen bestätigen, dass es in familiären Beziehungen oft schwerfällt, sich abzugrenzen – vor allem, wenn finanzielle Hilfe als Liebesbeweis gesehen wird. Doch manchmal ist genau das Abgrenzen ein Akt der Verantwortung – gegenüber sich selbst und dem anderen.

„Meine Tochter ist erwachsen. Ich habe sie erzogen, ihr Werte mitgegeben und sie in die Welt entlassen“, so Renate. „Sie muss jetzt lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen. So hart das klingt – ich tue ihr keinen Gefallen, wenn ich sie weiter in dieser Abhängigkeit halte.“

Die Geschichte von Renate und Sabine wirft Fragen auf, die viele Familien betreffen – besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Wo endet die elterliche Fürsorge, und wo beginnt die Eigenverantwortung der Kinder?

Renate jedenfalls hat für sich eine klare Entscheidung getroffen. „Ich liebe meine Tochter – aber ich liebe mich auch. Und ich finde, das darf man in meinem Alter auch.“

Das könnte Sie auch interessieren: