Wer essen geht, denkt meist nicht an Steuern. Doch hinter dem freundlichen Service und der dekorierten Speisekarte läuft in manchen Gastronomiebetrieben ein ganz anderes Geschäft – eines, das mit Manipulation, Schwarzgeld und Steuerbetrug zu tun hat. Ein Reporterteam war mit versteckter Kamera unterwegs in Stuttgart, Heidelberg und im Schwarzwald, um zu dokumentieren, wie häufig Gäste keine Quittung erhalten – und wie an der Kasse getrickst wird.

Keine Quittung, kein Problem?

In mehreren Lokalen, Cafés und Imbissen wurde ein Muster deutlich: Der Bon kommt nur, wenn man explizit danach fragt. In anderen Fällen wird er sofort nach dem Kassieren weggeschmissen oder gar nicht erst erstellt. Was harmlos wirkt, kann ein Hinweis auf ein systematisches Problem sein – denn ohne Quittung verschwindet der Umsatz oft auch aus der Buchhaltung.

„Viele Gäste nehmen das gar nicht wahr oder stört es nicht. Doch was sie nicht wissen: So entgehen dem Staat Millionen an Steuergeldern – jedes Jahr“, erklärt Steuerexperte Dr. Markus Hensel.

Wie an der Kasse getrickst wird

Ein besonders beliebter Trick: Kassensysteme mit sogenannter Z-Funktion. Damit lassen sich einzelne Buchungen einfach löschen – vor allem in Stoßzeiten, wenn niemand genau hinschaut. Auch Aufsplittung von Rechnungen, unregistrierte Barzahlungen oder der Einsatz von Zweitkassen ohne Anbindung an das Finanzamt gehören zum Alltag in einigen Betrieben.

Unser Reporter dokumentierte ein Restaurant in Heidelberg, in dem fast jeder zweite Kunde ohne Bon ging – bei durchschnittlich 60 Euro Umsatz pro Tisch.

Betrug mit System?

„Es ist kein Einzelfall“, betont Dr. Hensel. „Vor allem kleinere Betriebe, die stark bar arbeiten, sind anfällig für solche Tricksereien. Oft steckt wirtschaftlicher Druck dahinter, manchmal auch reine Gier.“

Im Schwarzwald wurde ein Gasthof beobachtet, bei dem die Bedienung offen zugab, dass man „auf Nachfrage schon einen Bon drucke – aber sonst halt nicht.“ In einem Café in Stuttgart war sogar ein Hinweis angebracht: „Bitte sagen Sie, wenn Sie eine Quittung wünschen.“ Ein deutliches Zeichen, dass hier auf Lücken im System gesetzt wird.

Konsequenzen? Selten.

Trotz der Pflicht zur Kassenführung und zur Bon-Ausgabe bleiben viele Betrüger unentdeckt. Kontrollen durch das Finanzamt gibt es, doch sie sind selten und meist angekündigt. „Die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Hensel. „Und solange sich Gäste nicht beschweren oder keine flächendeckenden Stichproben stattfinden, bleibt vieles im Verborgenen.“

Was Gäste tun können

Wer sichergehen möchte, dass mit sauberen Karten gespielt wird, sollte immer eine Quittung verlangen – und skeptisch werden, wenn diese verweigert oder kommentarlos entsorgt wird. Auch kleine Hinweise wie manuell geschriebene Rechnungen oder fehlende Registrierkassen sind Warnzeichen.

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