Monzernheim – Gertrud Paulat zählt mit ihren 110 Jahren zu den ältesten Menschen Deutschlands. Am 25. Juni feiert sie ein außergewöhnliches Jubiläum – eines, das nur wenigen vergönnt ist. In der rheinhessischen Gemeinde Monzernheim hat sie seit Jahrzehnten eine Heimat gefunden, doch ihre Wurzeln reichen weit zurück in den Osten des früheren Deutschlands: nach Ostpreußen.

Geboren wurde Gertrud Paulat im Jahr 1915 – mitten im Ersten Weltkrieg. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in einem ländlich geprägten Umfeld im ehemaligen Ostpreußen. Der Zweite Weltkrieg brachte schließlich einschneidende Veränderungen in ihr Leben: Flucht, Heimatverlust und der Neuanfang in einem völlig fremden Landesteil prägten ihre Biografie.

Nach den Wirren der Nachkriegszeit verschlug es sie nach Rheinhessen, wo sie auf dem traditionsreichen Weingut Geil in Monzernheim nicht nur Arbeit, sondern auch eine neue Familie fand. „Hier wurde ich aufgenommen, als gehörte ich dazu“, erzählt sie mit leiser Stimme. Das Weingut, das sie über Jahrzehnte mitprägte, wurde zu ihrem Zuhause – nicht nur im physischen, sondern auch im emotionalen Sinn.

Gertrud Paulat hat selbst keine Kinder. Ihre nächsten Verwandten sind einige Nichten und Neffen, die über Deutschland verstreut leben. Ihre Geschwister sind bereits alle verstorben – viele Erinnerungen an sie trägt sie noch lebendig in sich. Trotz ihres hohen Alters ist ihr Geist wach, ihr Humor trocken, ihre Lebensgeschichte beeindruckend.

Das kleine Dorf Monzernheim hat in Gertrud Paulat eine lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ihr langes Leben umfasst ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte – vom Kaiserreich bis zur digitalen Gegenwart. Sie selbst bleibt dabei bescheiden: „Ich habe einfach immer weitergemacht“, sagt sie, als wäre das ganz selbstverständlich.

Zum 110. Geburtstag gratuliert nicht nur die Dorfgemeinschaft, sondern auch Vertreter der Stadt und des Landes – eine stille Ehrung für ein stilles Leben voller Stärke, Anpassung und innerer Ruhe. Gertrud Paulat ist ein stilles Zeugnis der deutschen Zeitgeschichte – und ein Mensch, der zeigt, dass Heimat oft dort beginnt, wo man angenommen wird.

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