Sie hatte einen Job, eine Wohnung, ein normales Leben. Und plötzlich: nichts mehr. Sarah M., 30 Jahre alt, wurde von ihrem Vermieter ohne Vorwarnung vor die Tür gesetzt – mitten im Monat, mitten in ihrem Alltag.
Ein Leben mit Struktur – bis zum Tag X
Sarah lebte seit vier Jahren in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in einer ruhigen Straße einer mittelgroßen Stadt. Ihre Miete zahlte sie pünktlich, das Verhältnis zum Vermieter war – so dachte sie – neutral bis freundlich. Sie arbeitete als Sachbearbeiterin in Teilzeit, kümmerte sich nebenbei um ihre kranke Mutter und führte ein ruhiges Leben. Kein Luxus, aber Stabilität.
Diese Stabilität brach an einem Dienstagmorgen zusammen. Ein Einschreiben lag im Briefkasten. Inhalt: die fristlose Kündigung der Wohnung wegen angeblicher „vertragswidriger Nutzung“. Ohne weitere Erklärung.
Keine Chance zur Klärung
Sarah war schockiert. Sie hatte keine Abmahnung erhalten, keine Gespräche mit dem Vermieter geführt, keine Verwarnung – nichts. Als sie ihn kontaktierte, bekam sie nur knappe Antworten: „Das Verhältnis ist zerrüttet.“ Später hörte sie über Nachbarn, dass die Wohnung angeblich an dessen Tochter gehen sollte.
Ein Anwalt riet ihr zwar, gegen die Kündigung vorzugehen – doch das Verfahren hätte Monate gedauert. Der Vermieter machte schnell ernst: Er ließ das Schloss austauschen, ihre Sachen standen wenig später auf dem Gehweg.
Zwischen Couchsurfing und Existenzangst
Seitdem schläft Sarah bei Freunden, mal hier, mal dort. Ihr Arbeitsalltag ist zur Nebensache geworden. Die Wohnungssuche ist zermürbend – zu teuer, zu wenige Angebote, zu viele Mitbewerber. Der Stress, die Unsicherheit, das Gefühl, ungewollt und machtlos zu sein, haben ihre Spuren hinterlassen. „Ich habe Angst, ich fühle mich entmenschlicht“, sagt sie.
Ein Einzelfall? Keineswegs.
Sarahs Geschichte ist kein Einzelfall. Immer häufiger berichten Mieterinnen und Mieter davon, dass sie auf teils fragwürdige Weise aus ihren Wohnungen gedrängt werden – wegen Eigenbedarf, Modernisierung oder fadenscheiniger Gründe. Besonders betroffen sind Alleinstehende, Geringverdienende und Menschen ohne familiäres Netz.
Wer schützt uns vor Wohnungsnot?
Die aktuelle Wohnungskrise trifft nicht nur die Ärmsten. Auch ganz normale Menschen geraten durch Kündigungen, Mieterhöhungen oder willkürliches Verhalten von Vermietern in Not. Der rechtliche Schutz ist oft träge, die soziale Absicherung lückenhaft.
Sarah kämpft weiter. Sie sucht eine neue Wohnung, will nicht aufgeben. Doch der Verlust von Zuhause ist mehr als ein Umzug – es ist ein Bruch im Leben, den viele unterschätzen.
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