Mit gerade einmal 18 Jahren wurde Laura zum ersten Mal Mutter. Während ihre Freundinnen das Abi feiern oder Pläne für ein Auslandsjahr schmieden, hält sie ein Neugeborenes in den Armen – zumindest für kurze Zeit. Denn obwohl sie das Kind zur Welt gebracht hat, hat sie schnell gemerkt: Das ist nicht das Leben, das sie führen will.
Zwischen Babyfläschchen und Selbstfindung
Die Schwangerschaft kam überraschend, aber Laura entschied sich, das Kind zu bekommen. „Ich dachte, ich würde es schon irgendwie schaffen“, sagt sie heute. Doch mit der Geburt kamen Zweifel, Erschöpfung – und Überforderung. Windeln wechseln, nächtliches Schreien, Verantwortung rund um die Uhr – all das fühlte sich nicht nach „Muttersein“ an, sondern nach Kontrollverlust.
Laura spricht offen: „Ich liebe mein Baby, aber ich fühle mich selbst noch wie ein Kind.“
Die Retterin: ihre Mutter
Laura zog die Reißleine – und bat ihre eigene Mutter um Hilfe. Diese zögerte nicht lange. Die Großmutter, Mitte 40, übernahm kurzerhand die Versorgung des Säuglings. Sie kümmert sich heute um alles: Ernährung, Arzttermine, Schlafrhythmus. Laura lebt weiterhin im Haus, aber eher wie eine große Schwester als wie die Mutter.
„Ich tue es für mein Enkelkind – aber auch, weil ich meine Tochter nicht verlieren will“, sagt die Großmutter. Sie sieht, wie sehr Laura mit sich selbst kämpft.
Gesellschaftlicher Druck und stille Scham
Die Situation ist heikel. Nach außen wird oft der Schein gewahrt. Viele im Umfeld wissen nicht, wie sehr Laura sich zurückzieht. Sie meidet Müttergruppen, soziale Medien, Kinderärzte. „Ich schäme mich, weil ich es nicht hinkriege“, gesteht sie. In der Schule wurde sie noch bewundert für ihren Mut – jetzt wird sie still verurteilt, weil sie sich nicht als perfekte Mutter zeigt.
Wer entscheidet, was eine gute Mutter ist?
Die Geschichte von Laura wirft viele Fragen auf: Muss eine Mutter ihr Kind zwangsläufig selbst aufziehen? Darf man überfordert sein – und das auch zugeben? Ist es verantwortungslos, sich zurückzuziehen, oder ehrlich und reflektiert?
Klar ist: Nicht jede junge Mutter ist bereit für diese enorme Aufgabe. Und nicht jede Entscheidung gegen die aktive Mutterschaft ist automatisch ein Zeichen von Schwäche – manchmal ist sie ein Akt der Selbstrettung.
Ein Blick in die Zukunft
Laura ist sich unsicher, was kommen wird. Vielleicht wächst sie irgendwann in die Mutterrolle hinein, vielleicht wird die Großmutter dauerhaft zur Hauptbezugsperson. In jedem Fall braucht es Geduld, Unterstützung – und vor allem weniger gesellschaftliche Verurteilung.
Denn nicht jede Mutter ist sofort bereit, Mutter zu sein. Und manchmal sind es die Großmütter, die eine zweite Runde Kindheit erleben – nicht geplant, aber voller Liebe.
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