Thomas, 35 Jahre alt und Lehrer von Beruf, musste seine Wohnung in Berlin verlassen. Er sitzt auf der Treppe vor seinem ehemaligen Wohnhaus, die Hände in den Schoß gelegt. „Vor fünf Jahren konnte man hier noch bezahlbar wohnen“, sagt er. Heute zahlt er mehr als die Hälfte seines Einkommens für eine kleine Wohnung, die kaum größer ist als sein Schlafzimmer in der alten Unterkunft. „Es ist eine ständige Angst, die du nachts nicht abschütteln kannst.“

Berlin hat sich stark verändert. Die Stadt, die einst für ihre kulturelle Vielfalt, günstige Wohnungen und kreative Szene bekannt war, wird immer teurer. Investoren bauen Luxusapartments, während die Mieten in Altbauwohnungen in die Höhe schnellen. Familien, Künstler und junge Berufstätige werden vertrieben – ein Prozess, den Experten als soziale Verdrängung bezeichnen.

Thomas spricht von seinen Nachbarn, die ebenfalls gehen mussten. Familien, die seit Generationen in ihrem Viertel lebten, zogen in Randbezirke oder in andere Städte. „Es ist traurig zu sehen, wie Freunde, Kollegen und sogar ganze Nachbarschaften ihre Heimat verlieren“, sagt er. Viele pendeln nun lange Wege, um in Berlin zu arbeiten, oder geben ihre sozialen Netzwerke auf.

Die Politik steht unter Druck. Mietpreisbremse und soziale Wohnungsbauprojekte existieren, greifen aber oft zu spät oder zu schwach. Experten warnen: Wenn nicht bald gehandelt wird, könnten ganze Bezirke gentrifiziert werden, und die soziale Vielfalt der Stadt ist in Gefahr.

Thomas versucht, sich anzupassen. Er sucht alternative Wohnformen, teilt sich Wohnungen mit anderen und engagiert sich in Initiativen, die bezahlbares Wohnen fordern. „Wir dürfen nicht einfach zusehen, wie unsere Stadt nur noch für Reiche gebaut wird. Jeder sollte die Chance haben, hier zu leben“, sagt er.

Die Geschichte von Thomas steht beispielhaft für ein größeres Problem: Berlin ist nicht die einzige deutsche Stadt mit explodierenden Mieten. Auch München, Hamburg oder Frankfurt erleben ähnliche Entwicklungen. Doch Berlin, mit seiner jungen, kreativen Bevölkerung, ist besonders sichtbar von sozialen Verdrängungsprozessen betroffen.

Die Mietenfalle ist ein Appell an Politik, Gesellschaft und Investoren: Wohnraum ist ein Grundrecht, kein Luxusgut. Lösungen müssen gefunden werden, bevor ganze Generationen ihre Heimat verlieren. Thomas bleibt kämpferisch: Trotz aller Schwierigkeiten hofft er, in Berlin ein Zuhause zu finden, das bezahlbar bleibt – für sich und für die nächste Generation.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Paar baute einen Zaun, um einen lästigen Nachbarn loszuwerden: jetzt müssen sie eine hohe Geldstrafe zahlen, Details

Wir können unsere "minderwertigen" Neubauten nicht verkaufen, nachdem der Bauträger ein riesiges Grundstück "auf kontaminiertem Boden" errichtet hat