Als Sabine K. mit 48 Jahren den Adoptionsvertrag für die 13-jährige Lara* unterschrieb, war sie voller Hoffnung. Seit Jahren hatte sie den Wunsch, einem Kind ein Zuhause zu geben, und sie glaubte, ihre Lebenserfahrung und Geduld würden ausreichen, um auch die Herausforderungen mit einem Teenager zu meistern.

Doch ein Jahr später spricht Sabine offen über ihre Schwierigkeiten: „Ich habe völlig unterschätzt, wie komplex es ist, Mutter zu sein – vor allem für ein Kind, das schon so viel erlebt hat.“

Lara wuchs in mehreren Pflegefamilien auf, bevor sie bei Sabine einzog. Die ersten Wochen waren harmonisch: gemeinsames Kochen, Ausflüge, lange Gespräche. Doch bald zeigten sich Spannungen. Lara testete Grenzen, verweigerte Regeln und zog sich emotional zurück. „Ich dachte, sie würde mir irgendwann vertrauen, wenn ich nur genug Geduld habe. Aber oft stoße ich an meine Grenzen – und fühle mich schuldig, weil ich nicht immer die Mutter bin, die sie braucht.“

Psychologen erklären, dass Adoption im Jugendalter besonders herausfordernd ist. Kinder bringen nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern auch tief verwurzelte Ängste und Misstrauen mit. „Liebe allein reicht oft nicht“, sagt Familientherapeutin Dr. Martina Vogel. „Es braucht klare Strukturen, professionelle Begleitung und viel Zeit, um eine Bindung aufzubauen.“

Sabine hat inzwischen Hilfe gesucht. Gemeinsam mit Lara besucht sie eine Familienberatung. „Ich will nicht aufgeben“, sagt sie. „Auch wenn es manchmal weh tut – ich habe mich für sie entschieden, und jetzt müssen wir gemeinsam einen Weg finden.“

Laras Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, dass Adoptiveltern nicht nur das Herz, sondern auch die nötigen Werkzeuge für diese Aufgabe mitbringen. Denn die Rolle einer Mutter – vor allem für einen verletzten Teenager – beginnt oft dort, wo Romantik und Idealvorstellung enden.

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