Berlin/Kopenhagen – Während in Deutschland über mehr Digitalisierung, Mathe- und Deutschförderung diskutiert wird, hat unser Nachbar Dänemark bereits vor über 30 Jahren einen anderen Weg eingeschlagen: Seit 1993 ist Empathie dort ein fester Bestandteil des Unterrichts.
Empathie auf dem Stundenplan
In dänischen Schulen wird einmal pro Woche gezielt Mitgefühl, Zuhören und Perspektivwechsel trainiert. Diese „Empathie-Stunde“ findet meist zwischen der 1. und 9. Klasse statt. Kinder sprechen über Konflikte, lernen, wie man sich in andere hineinversetzt, und üben, wie man friedlich und respektvoll Probleme löst.
Die Lehrerinnen und Lehrer nutzen dabei Geschichten, Rollenspiele oder auch aktuelle Konflikte aus dem Schulalltag. Ziel ist es, soziale Kompetenz genauso ernst zu nehmen wie Mathe oder Sprachen.
Positive Ergebnisse
Untersuchungen zeigen, dass das Modell Früchte trägt:
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Dänemark gehört laut OECD regelmäßig zu den Ländern mit den glücklichsten Jugendlichen.
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Mobbingraten sind im europäischen Vergleich niedrig.
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Teamfähigkeit und Zusammenarbeit gelten als zentrale Stärken dänischer Absolventen – auch auf dem Arbeitsmarkt.
Empathieunterricht soll nicht nur für mehr Harmonie in der Schule sorgen, sondern langfristig auch eine stabile, demokratische und solidarische Gesellschaft fördern.
Soll Deutschland nachziehen?
Die Frage liegt nahe: Könnte Deutschland davon profitieren, Empathie als Pflichtfach einzuführen?
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Pro: Kinder würden lernen, Konflikte konstruktiver zu lösen, Mobbing und Gewalt könnten reduziert werden, das Klassenklima würde sich verbessern.
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Contra: Kritiker fragen, ob man „Mitgefühl“ überhaupt schulisch lehren kann – oder ob es primär Aufgabe der Eltern sei. Zudem gibt es bereits Fächer wie Ethik oder Sozialkunde, die ähnliche Inhalte berühren.
Fazit
Das Beispiel Dänemark zeigt: Empathie-Unterricht ist kein „Soft Skill“, sondern ein Erfolgsfaktor für eine gesunde Gesellschaft. Angesichts von wachsendem Mobbing, digitaler Vereinsamung und gesellschaftlicher Spaltung könnte es sich lohnen, auch in Deutschland ernsthaft darüber zu diskutieren, ob wir uns von unseren Nachbarn inspirieren lassen sollten.
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