Ich bin 62 Jahre alt und plötzlich wieder mitten in der Kindererziehung. Meine Enkelin ist sechs Jahre alt, ein fröhliches, neugieriges Mädchen. Eigentlich sollte sie bei ihrer Mutter aufwachsen, doch meine Tochter schafft es nicht. Sie ist mit ihrem Leben überfordert, hat eigene Probleme, und so bin ich eingesprungen.
Seitdem lebe ich wieder mit vollen Tagen: früh aufstehen, Frühstück machen, zur Schule bringen, Hausaufgaben beaufsichtigen, Geschichten vorlesen, ins Bett bringen. Es erinnert mich an die Zeit, als meine eigenen Kinder klein waren – nur dass ich heute weniger Energie habe. Oft bin ich erschöpft, aber aufgeben kommt nicht infrage.
Manchmal tut es weh, dass meine Tochter nicht die Mutter sein kann, die ihre Kleine braucht. Aber noch schlimmer wäre es, wenn meine Enkelin darunter leiden müsste. Also nehme ich die Rolle an, die das Leben mir zugeschoben hat.
Ich versuche, meiner Enkelin Geborgenheit zu geben und ihr ein Zuhause zu schaffen. Sie nennt mich manchmal „Mama“ – und auch wenn das schmerzt, lächle ich dann. Denn das Wichtigste ist: Sie soll eine glückliche Kindheit haben, auch wenn es nicht so läuft, wie es eigentlich sein sollte.
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