Julia M. (29) arbeitet seit fünf Jahren als Grundschullehrerin. Sie liebt ihren Beruf – das Unterrichten, die Begeisterung in den Augen der Kinder, die kleinen Fortschritte, die sie täglich begleiten darf. Doch gleichzeitig kämpft sie mit einem Gefühl, das viele ihrer Kolleginnen und Kollegen teilen: dem Gefühl, vergessen zu sein.
„Ich habe studiert, ein Referendariat durchlaufen, unzählige Stunden investiert. Ich bin mehr als nur Lehrerin – ich bin Mentorin, Sozialarbeiterin, manchmal fast Ersatzmutter“, erzählt sie. „Aber wenn am Monatsende mein Lohn auf dem Konto ist, frage ich mich oft: Ist das wirklich alles wert?“
Denn trotz ihrer hohen Verantwortung verdient Julia deutlich weniger, als es ihrem Aufwand und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entsprechen würde. Sie sieht, wie Freundinnen in anderen Berufen nach wenigen Jahren mehr Gehalt, flexible Arbeitszeiten und oft auch mehr Anerkennung bekommen. „Das tut weh“, sagt sie. „Wir tragen die Zukunft auf unseren Schultern, aber manchmal habe ich das Gefühl, wir sind der Politik einfach egal.“
Besonders belastend sei, dass viele Lehrerinnen wie sie zusätzliche Aufgaben übernehmen, um die Schule am Laufen zu halten – Nachmittagsbetreuung, individuelle Förderung, Elterngespräche – oft weit über die offizielle Arbeitszeit hinaus. „Es gibt Wochen, da arbeite ich 50 Stunden oder mehr. Und trotzdem reicht das Gehalt kaum, um in einer Stadtwohnung ohne Sorgen zu leben.“
Julia liebt ihre Schüler, sie liebt das Unterrichten – doch sie ringt mit der Frage, ob Leidenschaft allein genug ist, um im Beruf zu bleiben. „Ich will nicht reich werden. Aber ich möchte das Gefühl haben, dass meine Arbeit gesehen und geschätzt wird. Im Moment fühle ich mich oft vergessen.“
Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Studien zeigen seit Jahren, dass Lehrkräfte überdurchschnittlich häufig von Überlastung und Frust berichten – nicht zuletzt wegen des geringen Einkommens im Vergleich zur Verantwortung.
Für Julia bleibt nur die Hoffnung: „Vielleicht wird irgendwann verstanden, dass gute Bildung nicht zum Spartarif zu haben ist. Bis dahin versuche ich, für meine Schüler stark zu bleiben – auch wenn ich mich selbst manchmal schwach fühle.“
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