Die deutsche Gesundheitsversorgung gilt international als leistungsfähig – doch seit Jahren hält sich eine umstrittene Frage: Bekommen Privatpatientinnen und -patienten bessere Behandlung als Kassenpatienten?

Zwei Systeme – ein Problem?

In Deutschland existiert ein duales Versicherungssystem: Rund 73 Millionen Menschen sind gesetzlich krankenversichert, etwa 9 Millionen haben eine private Krankenversicherung. Während gesetzlich Versicherte über die Krankenkassen pauschal abgerechnet werden, zahlen Privatversicherte für ärztliche Leistungen in der Regel höhere Honorare.

Das führt zu einem zentralen Kritikpunkt: Ärztinnen und Ärzte verdienen an Privatpatienten mehr – und könnten diese deshalb bevorzugt behandeln.

Wo Unterschiede sichtbar sind

  • Wartezeiten: Studien zeigen, dass Privatversicherte häufig schneller Termine bei Fachärzten bekommen. Auch bei geplanten Operationen gibt es oft kürzere Wartezeiten.

  • Ausstattung und Komfort: In Krankenhäusern genießen Privatpatienten häufig Vorteile wie Einzelzimmer, Chefarztbehandlung oder bessere Serviceleistungen.

  • Medizinische Leistungen: Während die gesetzliche Krankenversicherung nur „ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche“ Behandlungen abdeckt, können Privatversicherte Zugang zu zusätzlichen oder neuen Therapien haben, die nicht im Kassenkatalog stehen.

Stimmen aus der Praxis

  • Ärztevertreter betonen, dass die medizinische Grundversorgung für alle gleich sei – unabhängig vom Versicherungsstatus. Unterschiede gebe es vor allem im „Drumherum“.

  • Patientenschützer widersprechen: „Wer privat versichert ist, kommt schneller dran und bekommt mehr Leistungen – das ist faktisch eine Zwei-Klassen-Medizin.“

  • Politik diskutiert seit Jahren über eine mögliche Angleichung, eine sogenannte „Bürgerversicherung“, konnte sich bislang aber nicht durchsetzen.

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