Mit 70 Jahren hat Hildegard M. keine Geduld mehr für das Thema Krankenkasse. „Ich zahle jeden Monat, aber das interessiert mich nicht mehr“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Ich habe mein ganzes Leben lang eingezahlt – jetzt will ich einfach nur meine Ruhe.“
Ein Leben lang gezahlt
Hildegard arbeitete über vier Jahrzehnte als Angestellte im Einzelhandel. Monat für Monat gingen Beiträge an die gesetzliche Krankenkasse – automatisch, selbstverständlich, ohne Nachdenken. „Das war immer so. Wir haben nie gefragt, wohin das Geld wirklich geht. Man vertraute einfach dem System.“
Heute, im Ruhestand, ist sie bei einer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Der Beitrag wird direkt von ihrer Rente abgezogen. „Ich sehe das auf dem Papier, aber ehrlich gesagt: Es interessiert mich nicht mehr. Ich kann es ja sowieso nicht ändern.“
Gleichgültigkeit aus Erschöpfung
Ihre Haltung ist nicht ungewöhnlich. Viele ältere Menschen reagieren mit Resignation auf das Thema Gesundheitskosten. „Man hat sein Leben lang gezahlt, und irgendwann fragt man sich: Wofür eigentlich?“, sagt Hildegard. Sie hat das Gefühl, dass sich die Regeln ständig ändern – neue Zuzahlungen, höhere Beiträge, unübersichtliche Briefe. „Ich steig da nicht mehr durch. Ich geh zum Arzt, geb meine Karte hin – fertig. Was das kostet, will ich gar nicht wissen.“
Vertrauen – oder Enttäuschung?
Ihre Gleichgültigkeit ist eine Mischung aus Vertrauen und Müdigkeit. Vertrauen, weil sie darauf hofft, dass das System funktioniert. Müdigkeit, weil sie spürt, dass es kaum Mitspracherecht gibt. „Früher hat man wenigstens verstanden, wofür man zahlt. Heute blickt keiner mehr durch. Und die Politiker erzählen immer nur, dass alles teurer wird.“
Trotzdem hat sie nie überlegt, ihre Kasse zu wechseln oder sich privat zu versichern. „In meinem Alter fang ich doch nicht mehr damit an. Ich hab genug Papierkram im Leben gehabt.“
Ein Spiegel der Generation
Hildegards Einstellung steht stellvertretend für viele Rentnerinnen und Rentner, die sich vom Gesundheitswesen entfremdet fühlen. Nach Jahrzehnten der Pflichtbeiträge herrscht oft das Gefühl: „Ich habe meinen Teil getan.“ Das Vertrauen in das System bleibt – aber die emotionale Bindung ist verloren gegangen.
Für die Krankenkassen ist diese Haltung ein Warnsignal. Denn sie zeigt, wie weit das System von den Menschen entfernt ist, die es eigentlich schützen soll.
„Ich will einfach gesund bleiben“
Am Ende sagt Hildegard mit einem milden Lächeln: „Ich will gar nichts geschenkt – ich will nur, dass ich meine Medikamente krieg und der Arzt sich Zeit nimmt. Das ist alles.“
Zahlen, Statistiken, Reformen – all das interessiert sie nicht mehr. Für sie zählt nur eines: ein bisschen Ruhe, ein bisschen Gesundheit – und das Gefühl, dass sich die vielen Jahre Einzahlungen irgendwie gelohnt haben.
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