Wenn Sabrina K. (33) aus München ihren fünfjährigen Sohn Leo vom Kindergarten abholt, weiß sie schon, was als Erstes kommt: „Mama, darf ich das Tablet?“
Früher wollte Leo draußen spielen oder mit Bauklötzen bauen. Heute will er am liebsten YouTube schauen, Spiele spielen oder endlos durch bunte Videos wischen. Sabrina liebt ihren Sohn – aber sie ist verzweifelt.
„Ich will nicht die böse Mama sein“
„Ich habe nichts gegen Technik“, sagt Sabrina. „Aber manchmal habe ich das Gefühl, er lebt in einer anderen Welt. Wenn ich das Tablet wegnehme, schreit er, weint oder wirft sich auf den Boden. Dann sitze ich da und frage mich: Mache ich alles falsch?“
Wie viele Eltern steht sie zwischen zwei Extremen:
Einerseits will sie ihrem Kind den Zugang zu digitalen Medien nicht komplett verbieten – schließlich gehören sie zum modernen Alltag. Andererseits fürchtet sie, dass Leo dadurch Fantasie, Konzentration und soziale Fähigkeiten verliert.
Die Macht der Bildschirme
Experten warnen seit Jahren davor, dass zu viel Bildschirmzeit bei kleinen Kindern problematisch sein kann. Im Vorschulalter lernen Kinder durch Bewegung, Rollenspiele und echte Begegnungen. Digitale Spiele sind spannend – aber sie ersetzen keine Erfahrungen in der realen Welt.
„Kinder sind neugierig“, erklärt eine Erziehungsberaterin, die Sabrina kontaktiert hat. „Tablets bieten schnelle Belohnungen – und das Gehirn liebt das. Es ist kein Zeichen von Ungehorsam, sondern schlicht, dass das Gerät interessanter ist als ein Puzzle.“
Wenn Alltag und Erziehung kollidieren
Sabrina gibt zu, dass sie das Tablet manchmal selbst „einschaltet“, um kurz Ruhe zu haben. „Nach der Arbeit bin ich müde, muss kochen oder telefonieren. Wenn Leo spielt, ist es wenigstens still.“
Doch danach plagt sie das schlechte Gewissen. „Ich weiß, dass es keine Lösung ist – aber manchmal brauche ich einfach fünf Minuten für mich.“
Auf der Suche nach Balance
Inzwischen hat Sabrina klare Regeln eingeführt:
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Tablet-Zeit nur nach dem Kindergarten und nur 30 Minuten am Tag.
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Kein Gerät beim Essen.
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Ein fester „offline Tag“ am Wochenende.
Am Anfang gab es Tränen – aber es wird besser. „Ich merke, dass er wieder mehr spielt, malt und draußen herumrennt. Manchmal fragt er gar nicht mehr nach dem Tablet. Dann weiß ich: Ich bin auf dem richtigen Weg.“
„Ich lerne genauso wie er“
Sabrina hat gelernt, dass Erziehung kein Perfektionswettbewerb ist. „Ich bin keine Supermama. Ich mache Fehler, aber ich versuche, es richtig zu machen. Ich will Leo zeigen, dass es auch ohne Bildschirm Spaß macht zu leben.“
Am Ende lächelt sie:
„Erziehung ist nicht, ein Kind perfekt zu machen – sondern gemeinsam zu wachsen. Und manchmal bedeutet das eben, das Tablet auszuschalten und einfach zusammen zu tanzen.“
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