Berlin. „Ich sehe mich schuften, studieren, kämpfen – und am Ende bleibt trotzdem nichts übrig.“ Mit diesen Worten beschreibt die 23-jährige Studentin Lara M. ihr Gefühl, dass sich Anstrengung in Deutschland immer weniger auszahlt. Sie studiert Wirtschaftswissenschaften im fünften Semester, jobbt nebenbei in einem Café – und ist frustriert.
„Ich sehe Leute, die sich wirklich reinhängen, Überstunden machen oder zwei Jobs stemmen, und trotzdem kaum über die Runden kommen“, sagt sie. „Während andere, die einfach im richtigen Elternhaus geboren wurden, ohne große Mühe ein gutes Leben führen. Das fühlt sich einfach ungerecht an.“
Das Gefühl einer verlorenen Generation
Lara steht mit ihrer Meinung nicht allein da. Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) glaubt über die Hälfte der unter 30-Jährigen, dass Fleiß und Bildung heute weniger Einfluss auf den eigenen Lebensstandard haben als noch vor zehn Jahren.
Steigende Mieten, stagnierende Reallöhne und hohe Lebenshaltungskosten belasten junge Menschen zunehmend. „Man hat das Gefühl, dass man alles richtig machen kann – und trotzdem nicht vorankommt“, sagt Lara. „Warum soll ich mich dann noch zerreißen?“
Experten warnen vor wachsender Resignation
Arbeitssoziologin Dr. Sabine Vogt sieht in dieser Entwicklung ein gefährliches Signal: „Wenn junge Menschen den Glauben daran verlieren, dass sich Leistung lohnt, droht eine gesellschaftliche Erosion des Leistungsprinzips.“
Sie erklärt, dass die Schere zwischen Arbeitseinsatz und Lebensqualität in vielen Berufen immer weiter auseinandergeht. „Manche fühlen sich gefangen: zu gut ausgebildet, um aufzugeben – aber zu schlecht bezahlt, um Perspektiven zu sehen.“
„Man funktioniert nur noch“
Für Lara bedeutet das vor allem eines: Ernüchterung. „Ich wollte immer unabhängig sein, etwas aufbauen, aber mittlerweile denke ich mir: Wofür?“
Statt Zukunftsoptimismus herrscht Pragmatismus. „Ich will einfach nur genug verdienen, um ruhig schlafen zu können. Vom großen Aufstieg träume ich nicht mehr.“
Ein Land im Stimmungstief
Ökonomen fordern angesichts solcher Stimmen Reformen: niedrigere Einstiegshürden, mehr Chancengleichheit, bessere Anreize für Leistung. Doch viele junge Menschen zweifeln, ob sich politisch wirklich etwas ändert.
„Man redet immer von Fachkräftemangel und Zukunftschancen“, sagt Lara, „aber ehrlich gesagt: Ich kenne viele, die einfach keine Lust mehr haben, sich abzumühen, wenn am Ende nur Stress und Miete bleiben.“
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