Dortmund. „Ich will keine Zuschüsse, ich will endlich anständig verdienen.“ Der 38-jährige Marco S. arbeitet Vollzeit als Techniker, seine Frau Sandra Teilzeit im Einzelhandel. Gemeinsam verdienen sie rund 3.800 Euro netto im Monat – und trotzdem reicht das Geld kaum. „Am Monatsende ist fast alles weg: Miete, Strom, Versicherungen, Lebensmittel. Es fühlt sich an, als würden wir nur für Rechnungen leben“, sagt Marco.

„Wir tun alles richtig – und kommen trotzdem nicht voran“

Das Paar wohnt mit zwei Kindern in einer Dreizimmerwohnung. Urlaub gibt es selten, Rücklagen kaum. „Wir wollen nicht jammern“, betont Marco. „Wir gehen arbeiten, wir zahlen Steuern, wir halten uns an die Regeln. Aber gefühlt bringt das alles nichts mehr. Das ist frustrierend.“

Er sieht das Problem nicht in zu hohen Ausgaben der Familien, sondern in einem Ungleichgewicht zwischen Arbeit und staatlicher Umverteilung. „Der Staat verteilt immer mehr Geld über Sozialleistungen, aber die, die arbeiten, merken davon nichts. Statt noch mehr Zuschüsse zu verteilen, sollte man einfach die Löhne anheben – das wäre fairer.“

Experten sehen wachsendes Unzufriedenheitspotenzial

Sozialökonom Prof. Daniel Reuter von der Universität Köln bestätigt, dass viele arbeitende Familien ähnlich empfinden: „Das Gefühl, trotz Vollzeitarbeit finanziell auf der Stelle zu treten, wächst. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass der Staat zwar verteilt, aber nicht belohnt, entsteht Unmut.“

Reuter verweist darauf, dass staatliche Entlastungen zwar kurzfristig helfen, aber strukturell wenig ändern. „Wenn Löhne stagnieren und Lebenshaltungskosten steigen, greifen Zuschüsse nur oberflächlich. Viele Menschen wünschen sich Wertschätzung durch faire Bezahlung, nicht durch Einmalzahlungen.“

„Man fühlt sich nicht mehr gehört“

Marco erzählt, dass er zunehmend das Vertrauen verliert: „Politiker reden über Milliardenhilfen, Subventionen, Klimageld – aber über normale Familien redet kaum einer. Wir sind keine Härtefälle, aber wir stehen ständig unter Druck.“
Er sagt, er wünsche sich keine neuen Förderprogramme, sondern mehr Netto vom Brutto: „Ich will nicht, dass der Staat mir was schenkt. Ich will einfach nur, dass meine Arbeit endlich mehr wert ist.“

Ein Ruf nach neuer Balance

Immer mehr Berufstätige teilen diese Sicht. In Umfragen wächst die Zahl derer, die fordern, staatliche Mittel stärker auf Steuererleichterungen und Lohnerhöhungen zu konzentrieren, statt auf immer neue Sozialprogramme.
Für Marco bleibt die Lage trotzdem schwierig: „Ich will meinen Kindern zeigen, dass sich Arbeit lohnt. Aber momentan sieht es so aus, als würde sich nur das Sparen am Ende lohnen – und das ist kein gutes Zeichen für ein Land wie Deutschland.“

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