Berlin. Für die meisten Menschen mag es unmöglich klingen: 42-jährige Thomas K. lebt von gerade einmal 75 Euro pro Woche. Darin enthalten sind Lebensmittel, Transport, Kleidung und alle anderen alltäglichen Ausgaben.
„Es ist ein ständiger Balanceakt“, sagt Thomas. „Man muss jede Ausgabe zweimal überdenken, sonst wird es eng.“ Er arbeitet Vollzeit als Lagerist, doch trotz eines festen Jobs reicht das Geld kaum aus, um die wachsenden Lebenshaltungskosten zu decken.
Jede Woche eine Herausforderung
Thomas beschreibt seinen Alltag als permanente Rechenaufgabe: „Ich kaufe Angebote ein, plane Mahlzeiten genau, verzichte auf Luxus und Freizeit, wo es geht.“ Freizeitbeschäftigungen oder spontane Ausgaben sind für ihn nahezu unmöglich. „Wenn der Bus mal teurer wird oder etwas kaputt geht, spüre ich das sofort in meinem Budget.“
Er betont, dass er keine Unterstützung vom Staat erhält und stolz darauf ist, selbständig zu leben. „Es ist mir wichtig, unabhängig zu bleiben. Aber ehrlich gesagt, es ist anstrengend und frustrierend.“
Experten warnen vor wachsender Prekarität
Ökonomin Prof. Sabine Müller von der Universität Frankfurt sieht in solchen Fällen ein zunehmendes Problem: „Immer mehr Menschen arbeiten Vollzeit, kommen aber nicht über die Runden. Löhne stagnieren, während Mieten und Lebenshaltungskosten steigen. Das führt zu finanzieller Unsicherheit und sozialen Spannungen.“
Müller erklärt, dass das Leben mit sehr knappem Budget nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend sei. „Wer ständig jeden Cent umdrehen muss, lebt in permanenter Anspannung.“
Ein Leben am Limit
Thomas beschreibt, dass er manchmal kreative Wege finden muss, um durch die Woche zu kommen: Second-Hand-Kleidung, günstige Mahlzeiten, Fahrgemeinschaften. „Man lebt von Woche zu Woche und hofft, dass keine unvorhergesehenen Kosten auftauchen. Eine kaputte Waschmaschine oder eine Autoreparatur kann sofort alles durcheinanderbringen.“
Für ihn zeigt sich darin auch eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit: „Ich arbeite, ich zahle Steuern, und trotzdem reicht es kaum zum Leben. Irgendwo stimmt da etwas im System nicht.“
Ein Appell für mehr Fairness
Thomas hofft, dass Fälle wie seiner mehr Aufmerksamkeit bekommen. „Es geht nicht darum, dass ich etwas geschenkt haben will. Aber es muss möglich sein, mit Arbeit ein Leben zu führen, das nicht ständig am Existenzminimum kratz.“
Sein Beispiel steht stellvertretend für viele Menschen in Deutschland, die trotz Vollzeitjob finanziell kämpfen. „Man arbeitet und arbeitet, aber das Geld reicht einfach nicht. Und das darf kein Dauerzustand sein“, sagt er.
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