Berlin. Putzen gilt für viele als alltägliche Routine – doch Expertinnen und Experten warnen, dass der Reinigungsprozess gesundheitliche Risiken birgt. Dr. Andreas Keller, Toxikologe an der Universität München, erklärt: „Bei jedem Putzen setzen wir uns einer Vielzahl chemischer Substanzen aus, die in Reinigungsmitteln enthalten sind. Die Belastung durch Einatmen, Hautkontakt und Augenreizung wird oft unterschätzt.“

Unsichtbare Gefahren in jedem Haushalt

Laut Dr. Keller enthalten viele Allzweckreiniger, Glasreiniger und Desinfektionsmittel Lösungsmittel, Tenside, Duftstoffe und Bleichmittel. „Beim Sprühen oder Schäumen gelangen kleinste Partikel und Dämpfe in die Atemwege. Wer täglich putzt oder in schlecht belüfteten Räumen arbeitet, atmet diese Stoffe direkt ein.“

Langzeitfolgen können laut Experten Atemwegsreizungen, allergische Reaktionen oder chronische Lungenerkrankungen sein. Besonders gefährdet sind Menschen, die regelmäßig putzen, wie Reinigungskräfte oder Familien, die täglich intensiv mit Chemikalien arbeiten.

Risikominimierung durch richtige Anwendung

Dr. Keller betont, dass Putzen nicht verboten werden soll, aber Vorsicht geboten ist. „Es geht um Aufklärung und Schutzmaßnahmen: Handschuhe, Atemschutz in stark belüfteten Räumen, Dosierung nach Anleitung und möglichst natürliche Reinigungsmittel.“

Er ergänzt: „Viele unterschätzen auch die Gefahr, mehrere Reiniger zu mischen. Kombinationen wie Chlorreiniger und säurehaltige Mittel können giftige Gase freisetzen.“

Alternative Lösungen gewinnen an Bedeutung

Die Nachfrage nach ökologischen und weniger chemisch belastenden Reinigungsmitteln steigt. Experten sehen darin nicht nur einen Umwelttrend, sondern auch einen gesundheitlichen Vorteil: „Produkte mit milden Tensiden, Essig oder Natron reduzieren die chemische Belastung erheblich“, erklärt Dr. Keller.

Für ihn ist klar: Putzen selbst ist unvermeidlich, aber der Umgang mit Reinigungsmitteln sollte bewusster werden. „Viele Menschen denken, Sauberkeit sei harmlos – doch wir müssen die Chemikalien ernst nehmen, denen wir uns täglich aussetzen.“

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