Mit 36 Jahren steht Anna mitten im Berufsleben. Sie arbeitet seit Jahren als Kassiererin in einem mittelgroßen Supermarkt, 40 Stunden pro Woche, oft im Schichtdienst, auch samstags. Ihr Bruttogehalt beträgt 2.500 Euro im Monat – auf den ersten Blick kein schlechter Lohn für den Einzelhandel. Doch auf ihrem Konto landen am Ende nur rund 1.650 Euro netto.
Die große Lücke zwischen Brutto und Netto
Der Unterschied von fast 850 Euro entsteht durch Steuern und Sozialabgaben. Lohnsteuer, Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Arbeitslosenversicherung summieren sich Monat für Monat. Besonders für alleinstehende Arbeitnehmerinnen ohne Kinder ist die Belastung hoch. Was theoretisch als Absicherung gedacht ist, fühlt sich im Alltag oft wie ein finanzieller Würgegriff an.
Leben am Limit trotz Vollzeitjob
Mit 1.650 Euro netto muss Anna alle laufenden Kosten decken:
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Miete und Nebenkosten
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Strom, Internet und Handy
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Lebensmittel
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Fahrtkosten zur Arbeit
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Versicherungen
Für Rücklagen, Urlaub oder unerwartete Ausgaben bleibt kaum Spielraum. Eine kaputte Waschmaschine oder eine Nachzahlung für Energie kann schnell zur finanziellen Krise werden. „Ich arbeite Vollzeit und komme trotzdem nicht wirklich voran“, sagt sie. Der Gedanke, trotz harter Arbeit nicht finanziell sicher zu sein, belastet sie psychisch.
Ein strukturelles Problem
Annas Situation ist kein Einzelfall. Viele Beschäftigte im Einzelhandel verdienen ähnlich. Die hohe Abgabenlast bei niedrigen und mittleren Einkommen führt dazu, dass Arbeit sich für viele kaum lohnt. Besonders Frauen sind betroffen, da sie häufiger in schlechter bezahlten Branchen arbeiten.
Die Frage nach Fairness
Der Fall wirft eine grundlegende Frage auf: Wie gerecht ist ein System, in dem Vollzeitarbeit kaum zum Leben reicht? Während Preise für Miete, Lebensmittel und Energie steigen, bleibt vom Lohn immer weniger übrig. Forderungen nach Steuererleichterungen für niedrige Einkommen, höheren Freibeträgen oder höheren Mindest- und Tariflöhnen werden lauter.
Fazit
2.500 Euro brutto klingen nach Stabilität – doch 1.650 Euro netto erzählen eine andere Geschichte. Annas Alltag zeigt, dass Arbeit allein längst keine Garantie mehr für finanzielle Sicherheit ist. Für viele Kassiererinnen und Kassierer ist das keine Ausnahme, sondern bittere Realität.