Lisa steht spät auf, verbringt viel Zeit am Handy und trifft sich regelmäßig mit Freunden. Von Arbeit will sie momentan nichts wissen. „Ich habe mein ganzes Leben lang die Schulbank gedrückt. Jetzt will ich erstmal Pause machen“, erklärt sie. Das Bürgergeld von etwa 500 Euro monatlich plus die Übernahme der Mietkosten durch das Jobcenter reichen ihrer Meinung nach aus, um sich eine Auszeit zu nehmen.
Die Mutter ist überfordert
Für ihre alleinerziehende Mutter, die selbst halbtags arbeitet und aufstockende Leistungen bekommt, ist die Situation frustrierend. „Ich schufte jeden Tag und trotzdem müssen wir jeden Cent dreimal umdrehen“, sagt sie. Dass ihre Tochter nicht arbeiten möchte, sorgt immer wieder für Streit. „Sie versteht nicht, dass das Leben kein Selbstbedienungsladen ist“, so die Mutter.
Zwischen Systemkritik und Generationskonflikt
Der Fall von Lisa ist kein Einzelfall – laut aktuellen Statistiken steigt die Zahl junger Menschen unter 25, die Bürgergeld beziehen, seit einigen Jahren leicht an. Experten sehen darin eine Mischung aus Orientierungslosigkeit, Überforderung und einem Sozialsystem, das kaum Anreize zur schnellen Integration in den Arbeitsmarkt schafft.
Die Mutter sieht aber auch eine Mitverantwortung bei sich: „Vielleicht habe ich ihr zu wenig beigebracht, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.“ Sie wünscht sich mehr Unterstützung vom Jobcenter, etwa durch verpflichtende Programme oder strengere Sanktionen, wenn junge Menschen sich dauerhaft weigern, zu arbeiten oder eine Ausbildung zu beginnen.
Perspektivlos oder einfach jung?
Lisa selbst fühlt sich von der Kritik überfordert. „Ich weiß noch nicht, was ich will. Alle erwarten sofort, dass ich funktioniere.“ Ihre Haltung stößt nicht nur in der Familie auf Unverständnis. In sozialen Medien und Diskussionen über das Bürgergeld wird oft hart über junge Leistungsbezieher geurteilt – von „faul“ bis „sozialschädlich“.
Ein schmaler Grat
Der Fall zeigt, wie komplex das Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit, sozialer Absicherung und gesellschaftlicher Verantwortung ist. Lisa steht am Anfang ihres Erwachsenenlebens – ihre Mutter jedoch fragt sich, wie lange der Staat bereit ist, dieses „Herantasten ans Leben“ zu finanzieren.
Ob Lisa den Schritt Richtung Ausbildung oder Job wagt, ist unklar. Ihre Mutter hofft es – nicht nur des Geldes wegen, sondern damit ihre Tochter lernt, auf eigenen Beinen zu stehen.
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