Während viele Jugendliche ihre Freizeit mit Videospielen oder TikTok verbringen, steht Yusuf (16) regelmäßig hinter der Theke – in der kleinen Pommesbude seines Vaters. Was für andere unvorstellbar klingt, ist für ihn Alltag: Seit seiner Kindheit hilft er im Familienbetrieb mit – freiwillig, engagiert und mit erstaunlicher Reife.

Kindheit zwischen Kartoffelschälern und Ketchupflaschen

Der Imbiss liegt an einer vielbefahrenen Straße in einem Arbeiter-Viertel – nichts Besonderes auf den ersten Blick. Doch wer Yusuf erlebt, merkt schnell: Hier ist Herzblut im Spiel. Mit lockeren Sprüchen begrüßt er Stammkunden, bereitet Bestellungen vor, kontrolliert Lieferungen und reinigt abends den kleinen Gastraum. Und das alles nach der Schule.

„Ich hab schon mit 8 die ersten Pommes geschüttelt“, erzählt Yusuf mit einem Grinsen. „Aber richtig mithelfen durfte ich ab 10 – erst nur am Wochenende.“

Was als Spiel begann, wurde über die Jahre zu einer echten Verantwortung. Seit sein Vater krankheitsbedingt öfter ausfiel, ist Yusuf längst mehr als nur die „helfende Hand“ – er ist mit 16 Jahren das Rückgrat des Ladens geworden.

Mehr als Familienpflicht: echte Leidenschaft

Für Yusuf ist das Helfen keine lästige Pflicht, sondern Teil seiner Identität.

„Ich mach das gerne. Ich hab gesehen, wie hart mein Vater gearbeitet hat. Jetzt bin ich halt dran.“

Er kennt die Stammkunden beim Namen, weiß, wer extra-scharf will und wer die Pommes „bitte ohne Mayo, aber mit einem Lächeln“. Inzwischen bringt er auch eigene Ideen ein: eine kleine Social-Media-Seite für den Laden, neue Snacks für die Karte, sogar umweltfreundlichere Verpackungen.

Schule, Job und trotzdem keine Klage

Trotz seiner Verpflichtungen läuft es in der Schule gut. Yusuf besucht derzeit die 10. Klasse einer Realschule – seine Lehrer wissen um seine Situation und loben seine Disziplin.

„Manchmal bin ich müde, klar. Aber ich weiß, wofür ich das mache“, sagt er.

Freizeit bleibt weniger als bei anderen Teenagern – doch Yusuf beklagt sich nicht. Stattdessen spricht er von „Stolz“ und davon, dass Arbeit ihn geformt habe.

„Ich bin kein Kind, das sich über ein kaputtes WLAN aufregt. Ich weiß, wie anstrengend das echte Leben ist.“

Ein Vorbild in leisen Tönen

Sein Vater, selbst bescheiden und wortkarg, wird emotional, wenn man ihn auf seinen Sohn anspricht.

„Ich hab nie gesagt: Du musst helfen. Er war einfach da. Jeden Tag. Ohne große Worte.“

Der kleine Imbiss läuft heute wieder stabil – vor allem wegen Yusufs Einsatz. Und während viele Jugendliche auf den „richtigen Job“ noch warten, lebt er ihn längst – mit Verantwortung, Herz und Fritteusengeruch in der Kleidung.

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