München, Juni 2025 – „Ich will nicht, dass er sie sieht. Punkt.“ Für Sabine K. (Name geändert) ist die Sache klar. Seit der Trennung vor über zwei Jahren verweigert die 40-Jährige konsequent jeden Kontakt zwischen ihrem Ex-Mann und den gemeinsamen Kindern – der fünfjährigen Mia und dem sechsjährigen Jonas.

Für Außenstehende unverständlich, für Sabine eine Entscheidung aus Selbstschutz.

„Er hat uns nie richtig unterstützt. Auch während der Ehe nicht. Und jetzt tut er plötzlich so, als würde er sich kümmern wollen“, sagt sie mit kalter Stimme. Ihre Wut sitzt tief – nicht nur wegen der Scheidung, sondern auch wegen Jahren voller Streit, Kontrolle und Enttäuschung.

Der Vater kämpft – und verzweifelt

Ihr Ex-Mann Thomas S. (42) hingegen ist verzweifelt. Er sieht seine Kinder seit über einem Jahr nicht mehr. „Ich hab Fehler gemacht, sicher. Aber ich bin ihr Vater. Ich liebe sie. Und sie brauchen mich – genau wie ich sie“, sagt er mit brüchiger Stimme.

Er hat das gemeinsame Sorgerecht, das Familiengericht bestätigte das zuletzt erneut. Doch in der Praxis scheitert jeder Kontaktversuch. Übergaben platzen, Gespräche eskalieren, und selbst über Dritte wird keine Lösung gefunden. „Sie blockiert alles – WhatsApp, E-Mail, Telefon. Ich erfahre nicht mal, ob sie krank sind oder eingeschult wurden.“

Ein Klassiker mit bitteren Folgen

Fälle wie dieser sind keine Seltenheit. Familienrechtsexpert:innen sprechen von „elterlicher Entfremdung“ – einem Phänomen, bei dem ein Elternteil den anderen systematisch aus dem Leben der Kinder ausschließt. Häufig geschieht das aus emotionaler Verletztheit heraus, selten aus tatsächlichen Sicherheitsgründen.

„Das größte Problem ist: Die Kinder sind die Leidtragenden“, sagt Familienpsychologin Dr. Nina Seidel. „Sie wachsen mit einem verzerrten Bild eines Elternteils auf – oder ganz ohne ihn. Das hinterlässt Spuren.“

Emotionen gegen Realität

Sabine sieht das anders. „Ich tue das für meine Kinder. Ich will sie schützen. Vor seinen Manipulationen, seiner Instabilität.“ Auf Nachfrage, ob er je gewalttätig war, schüttelt sie den Kopf. „Nein, aber es war toxisch. Für mich. Und für die Kinder auch.“

Doch juristisch reicht das nicht. Ohne konkreten Nachweis einer Gefährdung bleibt dem Vater ein Recht auf Umgang. Inzwischen hat Thomas einen Anwalt eingeschaltet und will das Umgangsrecht notfalls einklagen. „Es geht mir nicht um Macht. Es geht um meine Kinder. Ich will einfach nur ein Vater sein.“

Zwischen Schutzinstinkt und Rechthaberei

Der Fall zeigt, wie schnell Trennungskonflikte eskalieren können – vor allem wenn alte Verletzungen nie geheilt sind. Was als Streit zwischen zwei Erwachsenen begann, ist längst zu einem Dauerkonflikt geworden, der das Wohl zweier kleiner Kinder überschattet.

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