München – Für viele Kinder ist es ein Stolz, wenn ihre Eltern sie von der Schule abholen. Nicht so für Lenas zwei Söhne, 9 und 11 Jahre alt. Seit die 38-jährige Mutter sich ihre Haare knallgrün gefärbt hat, wollen die Jungs am liebsten allein nach Hause gehen. „Mama, kannst du wenigstens eine Mütze tragen?“, flehen sie fast täglich.
Lena Winkler, eine freiberufliche Grafikdesignerin, liebt es bunt. „Ich hatte schon immer Lust auf Veränderung, und grün fühlte sich einfach richtig an“, sagt sie. Der leuchtende Farbton – irgendwo zwischen Smaragd und Neongrün – zieht alle Blicke auf sich. „Ich will zeigen, dass man auch mit fast 40 noch experimentieren darf.“
Ihre Kinder sehen das anders. „Alle gucken dann auf sie – und auf uns!“, sagt der ältere Sohn schüchtern. „Die anderen Kinder lachen manchmal.“ Für ihn und seinen Bruder ist das grelle Statement der Mutter vor allem eines: peinlich.
Lena kennt diese Reaktion. „Ich verstehe, dass es für die Jungs unangenehm ist. Schule ist ein Ort, an dem man dazugehören will. Da ist jede Abweichung von der Norm erst mal schwierig.“ Doch aufgeben will sie ihre Haarfarbe nicht. „Ich möchte meinen Kindern auch zeigen, dass man nicht immer mit dem Strom schwimmen muss – und dass Selbstbewusstsein wichtig ist.“
In den sozialen Medien findet Lena viel Zuspruch. Unter einem Selfie auf Instagram schreibt eine Followerin: „Endlich mal eine Mutter, die Farbe bekennt!“ Doch auch kritische Stimmen gibt es: „Denk doch mal an deine Kinder!“
Familienpsychologin Dr. Birgit Thalheimer kann beide Seiten verstehen. „Kinder in dem Alter wollen unauffällig sein. Sie suchen Sicherheit und Normalität im Alltag. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Eltern authentisch bleiben – solange sie dabei rücksichtsvoll kommunizieren.“ Sie rät zu einem offenen Gespräch innerhalb der Familie. „Vielleicht kann man gemeinsam eine Lösung finden – zum Beispiel, dass die grüne Mähne bei bestimmten Schulveranstaltungen unter einem Hut verschwindet.“
Lena ist zu Kompromissen bereit. „Ich will meinen Kindern keine Schamgefühle machen – aber ich will mich auch nicht verstecken.“ Beim nächsten Elternabend wird sie wohl mit einer zurückhaltenden Mütze erscheinen. Darunter aber blitzt es weiterhin grün – denn für Lena steht fest: „Das bin ich.“
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