Sie ist jung, lebt in einer Großstadt, liebt Mode und Kunst – und wird auf der Straße regelmäßig gesiezt. Dabei ist Mia* erst 26 Jahre alt. Doch ihr Gesicht erzählt eine andere Geschichte: tiefe Falten, eingefallene Wangen, schlaffe Haut. „Ich werde oft für Anfang 60 gehalten“, sagt sie ruhig. „Und das ist kein Kompliment – es ist meine Realität.“
Falten mit 15 – der Anfang eines langen Leidenswegs
Schon mit 15 bemerkte Mia erste Veränderungen in ihrem Gesicht. „Meine Stirn wurde schnell faltig, später kamen die Lachfalten, dann die Augenringe, die nie mehr verschwanden.“ Anfangs dachte sie an Schlafmangel oder Stress. Doch mit jedem Jahr verschärfte sich das Bild – obwohl sie gesund lebte, Sport machte, nicht rauchte und nie in der Sonne brutzelte.
„Mit 18 hatte ich ein Gesicht wie andere mit Mitte 40“, sagt Mia. Und mit 26? „Ich sehe aus wie meine Mutter.“
Wenn die Haut schneller altert als das Herz
Was Mia erlebt, ist mehr als nur ein ästhetisches Problem. Medizinisch gibt es dafür mehrere mögliche Erklärungen: präsenile Hautalterung, genetisch bedingte Lipodystrophie, Bindegewebsschwäche oder extrem seltene Syndrome wie das Werner-Syndrom, bei dem die Zellalterung stark beschleunigt ist.
Doch trotz vieler Arztbesuche und Tests hat Mia bis heute keine eindeutige Diagnose. „Ich bekomme oft nur Schulterzucken oder Schönheits-Tipps“, erzählt sie. „Aber es geht nicht um Botox – ich will wissen, warum mein Körper so tickt.“
Tägliche Konfrontation mit Vorurteilen
Der psychische Druck ist enorm. Mia berichtet von alltäglichen Momenten, die schmerzen: „Im Supermarkt nennen mich Menschen ‚gnädige Frau‘. Im Bus stehe ich auf, und junge Leute wollen mir den Platz anbieten.“ Dating ist kaum noch möglich: „Ich werde nicht gesehen – oder belächelt. Oder die Leute denken, ich will sie verarschen.“
Schönheit, Jugend, Identität – und eine Gesellschaft, die urteilt
Mia lebt in einer Welt, die Jugend feiert – vor allem bei Frauen. Social Media, Werbung, selbst Alltagssituationen sind durchsetzt von Schönheitsidealen. Und Mia? Passt nicht ins Bild. „Es ist wie ein permanentes Fremdsein im eigenen Körper“, sagt sie.
Sie hat sich früher oft versteckt, geschminkt, kaschiert. Heute geht sie offener mit ihrem Äußeren um – aber der Weg dahin war schwer. „Ich habe gelernt, mich nicht mehr zu hassen. Aber akzeptieren – das ist nochmal was anderes.“
Der Wunsch nach Sichtbarkeit – und medizinischer Aufklärung
Mia wünscht sich mehr als nur Mitleid. Sie will ernst genommen werden – auch von der Medizin. „Ich bin nicht eitel. Ich will verstehen, warum mein Körper altert, obwohl ich noch so jung bin. Vielleicht könnte man sogar helfen – wenn man genauer hinsieht.“
Und was, wenn es keine Antwort gibt?
Auch mit der Ungewissheit muss Mia leben. „Vielleicht gibt es keinen Namen für das, was mit mir passiert. Aber ich möchte nicht, dass andere das Gefühl haben, allein zu sein, wenn sie sich in jungen Jahren alt fühlen.“
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