In Deutschland wächst jedes vierte Kind in einer kinderreichen Familie auf – das heißt: mit drei oder mehr Geschwistern unter einem Dach. Was früher ganz normal war, gilt heute oft als Ausnahme. Große Familien erleben eine Art gesellschaftliches Comeback – aber mit Hindernissen.

Während der Durchschnitt bei rund 1,5 Kindern pro Frau liegt, entscheiden sich manche Eltern ganz bewusst für ein anderes Lebensmodell. Für sie bedeutet „kinderreich“ nicht „überfordert“, sondern: bunt, lebendig, voller Zusammenhalt. Doch der Alltag in solchen Familien ist alles andere als einfach – vor allem finanziell.

Denn: Kinderreiche Familien gelten in vielen Statistiken als armutsgefährdet. Mehr Kinder bedeuten mehr Ausgaben – für Kleidung, Bildung, Lebensmittel, Freizeit und Wohnraum. Das Einkommen muss auf mehr Köpfe verteilt werden, und oft kann ein Elternteil nur eingeschränkt oder gar nicht arbeiten.

Lisa (39), Mutter von vier Kindern, sagt: „Wir sind glücklich, aber es ist ein permanenter Balanceakt. Wenn irgendwo ein Paar neue Schuhe fällig ist, heißt das: Wo können wir sparen?“ Gleichzeitig betont sie: „Unsere Kinder lernen früh, Rücksicht zu nehmen, zu teilen und Verantwortung zu übernehmen.“

Soziologen sehen kinderreiche Familien als wichtige Stütze der Gesellschaft – nicht nur wegen ihrer späteren Rolle als Fachkräfte, Steuerzahler und Rentenzahler. „Sie tragen zur demografischen Stabilität bei, leisten Erziehungsarbeit und schaffen starke soziale Netzwerke“, sagt Familienforscher Dr. Jens Neumann.

Trotzdem fühlen sich viele kinderreiche Familien nicht ausreichend gesehen oder unterstützt. Wohnraum ist knapp, Familienautos oft zu klein, Urlaube teuer. „Die Politik lobt zwar den Familienwert, aber in der Realität sind große Familien eher Randfiguren“, so Neumann.

Was also tun?
Mehr gezielte Förderung, steuerliche Entlastung, bezahlbarer Wohnraum und flexible Arbeitszeitmodelle – das fordern Elternverbände und Experten gleichermaßen. Denn wenn jedes vierte Kind in einer solchen Familie lebt, ist klar: Kinderreichtum ist längst kein Randphänomen mehr.

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