Köstlich, süß und kalorienarm: Tomaten haben bei uns einen exzellenten Ruf. Ob roh im Salat, auf der Pizza oder als Sauce – sie gehören für viele einfach dazu. Mit einer weltweiten Jahresproduktion von rund 190 Millionen Tonnen ist die Tomate das wichtigste Gemüse der Welt. Doch wie nachhaltig ist ihre Kultivierung wirklich?

Ein Blick nach Almería, Spanien, verrät die Schattenseite unseres Tomatenkonsums. Die Region im Süden Spaniens wird gern als „Gemüsegarten Europas“ bezeichnet, denn von hier stammt ein großer Teil des frischen Gemüses, das unsere Supermärkte das ganze Jahr über füllt. Doch wer denkt, er findet dort idyllische Felder, täuscht sich gewaltig.

Aus der Luft gleicht Almería einem endlosen Meer aus Plastik: Riesige Gewächshäuser, so weit das Auge reicht. Sie bedecken eine Fläche so groß wie 45.000 Fußballfelder. Darunter wachsen Tomaten in Monokulturen – präzise überwacht, bewässert und vor Sonne und Wind geschützt.

Die Tomate gilt als echte Diva: Zu warm darf es nicht werden, zu kalt auch nicht. Direktes Sonnenlicht mag sie ebenfalls nur in Maßen. Damit sie trotzdem das ganze Jahr über auf europäischen Tellern landet, werden die Pflanzen künstlich beschattet, bewässert und gedüngt.

Der Preis dafür ist hoch: Die intensive Landwirtschaft verbraucht Unmengen an Wasser in einer ohnehin trockenen Region. Hinzu kommen Pestizide, Plastikmüll aus kaputten Folien und schlechte Arbeitsbedingungen für viele Saisonarbeiter, die unter prekären Umständen leben und arbeiten.

Die Tomate bleibt trotzdem ein Verkaufsschlager. Denn auf den ersten Blick ist sie ein Symbol für Gesundheit, Frische und mediterranen Genuss – nur ihre Ökobilanz hat viele Flecken.

Die Frage, ob die Tomate nachhaltig ist, lässt sich also nur mit einem klaren Jein beantworten: Regional und saisonal geerntet, beispielsweise aus heimischen Freilandanbau, ist sie ein umweltfreundlicher Genuss. Doch wer im Winter Tomaten aus südspanischen Plastikwelten kauft, trägt unbewusst zur Übernutzung von Ressourcen und problematischen Arbeitsbedingungen bei.

Vielleicht hilft es, die Diva öfter mal nur dann zu genießen, wenn sie auch bei uns Saison hat. So schmeckt sie nicht nur besser – sie belastet auch unser Gewissen weniger.#

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