Für viele Menschen sind 1.700 Euro im Monat ein knappes Budget – für Lisa S., 34 Jahre alt, alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Mädchen (4 und 5 Jahre alt), ist es der gesamte Lebensunterhalt. Miete, Lebensmittel, Kleidung, Kita-Gebühren, Strom – alles muss irgendwie davon bezahlt werden. Ein Kraftakt, Tag für Tag.
Ein Alltag zwischen Rechnen und Verzicht
„Ich drehe jeden Cent zweimal um“, sagt Lisa. Die ausgebildete Bürokauffrau arbeitet halbtags, damit sie ihre Kinder morgens zur Kita bringen und nachmittags wieder abholen kann. „Für einen Vollzeitjob fehlt mir einfach die Betreuung – und für einen Kitaplatz mit Ganztagsbetreuung fehlt das Geld.“
Mit 1.700 Euro monatlich – inklusive Kindergeld – muss sie nicht nur ihre kleine Mietwohnung finanzieren, sondern auch Lebensmittel, Versicherungen, Kleidung für die Kinder, Schulsachen, Kita-Gebühren und vieles mehr. „Es bleibt nichts übrig. Kein Urlaub, keine Rücklagen. Und wenn mal die Waschmaschine kaputtgeht, ist das eine Katastrophe.“
Kinder spüren die Grenzen
Auch ihre Töchter merken, dass Geld knapp ist. „Wenn andere Kinder neue Schuhe oder Geburtstagsfeiern in Indoor-Spielplätzen haben, muss ich oft nein sagen. Das tut weh – auch wenn sie es noch nicht ganz verstehen.“
Lisa versucht dennoch, das Beste daraus zu machen. Mit selbstgekochtem Essen, Second-Hand-Kleidung und kostenlosen Ausflügen in den Park. „Meine Kinder sollen merken, dass sie geliebt werden – nicht, dass wir arm sind.“
Die unsichtbare Belastung
Der Druck ist groß. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin nie genug – weder als Mutter noch als Ernährerin. Und ständig habe ich Angst, dass etwas Unerwartetes passiert.“
Zwar gibt es staatliche Unterstützungsmöglichkeiten wie Wohngeld, Kinderzuschlag oder das Bürgergeld. Doch Lisa sagt: „Der Papierkram ist kompliziert, die Bearbeitungszeit lang, und manchmal fühle ich mich einfach nur hilflos.“ Viele Alleinerziehende würden durch bürokratische Hürden oder fehlende Beratung durch das Raster fallen.
Ein Appell an die Gesellschaft
Lisa wünscht sich mehr Verständnis – von Politik und Gesellschaft. „Alle reden von Chancengleichheit für Kinder – aber was ist mit denen, deren Eltern jeden Monat kämpfen müssen?“ Sie fordert bezahlbare Kita-Plätze, bessere Löhne für Teilzeitkräfte und weniger Hürden bei staatlicher Unterstützung.
Kein Einzelfall
Alleinerziehende gelten in Deutschland als besonders armutsgefährdet. Laut Statistiken lebt fast jede zweite Ein-Eltern-Familie in relativer Armut. Für viele wie Lisa ist das Leben ein täglicher Balanceakt – zwischen Existenzsicherung, Kindererziehung und dem Versuch, ein kleines Stück Normalität zu bewahren.
„Ich will kein Mitleid“, sagt Lisa. „Ich will einfach, dass man uns nicht übersieht.“
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