In einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen sorgt das Verhalten einer jungen Mutter für lebhafte Diskussionen. Die 27-jährige Anna M. hat beschlossen, ihrer einjährigen Tochter Mila nicht nur typische Babynahrung zu geben, sondern von Anfang an am „Erwachsenen-Tisch“ teilhaben zu lassen – mit allen Speisen, die auch sie und ihr Partner essen. Ob Pizza, Pasta mit würziger Tomatensauce, frisches Brot mit Käse oder sogar leicht scharfe Currys: Mila darf probieren, was ihr schmeckt.

„Ich will, dass mein Kind keine Angst vor neuen Geschmäckern hat und früh die Vielfalt der Ernährung kennenlernt“, erklärt Anna. Sie bereitet die Gerichte zwar frisch zu, verwendet überwiegend Bio-Zutaten und achtet darauf, keine hochverarbeiteten Lebensmittel zu servieren. Auf den Einsatz von Salz, Zucker und sehr scharfen Gewürzen verzichtet sie weitgehend – aber die Grundidee bleibt: Mila isst mit wie ein Erwachsener.

Ernährungsexperten sehen diese Praxis mit gemischten Gefühlen. Kinderärztin Dr. Lisa Werner warnt: „Im ersten Lebensjahr ist das Verdauungssystem noch empfindlich. Eine zu frühe Einführung stark gewürzter oder schwer verdaulicher Lebensmittel kann zu Magenproblemen oder Allergien führen.“ Außerdem sei der Nährstoffbedarf eines Kleinkinds anders als der eines Erwachsenen. Insbesondere der Salzgehalt und bestimmte Lebensmittel – etwa rohes Fleisch, Honig oder unverarbeitete Nüsse – könnten Risiken bergen.

In sozialen Netzwerken stößt Annas Ansatz auf geteilte Reaktionen. Unter einem Video, das zeigt, wie Mila begeistert in eine Spaghetti-Portion greift, finden sich sowohl Lob als auch scharfe Kritik. Befürworter loben die „mutige“ und „natürliche“ Ernährungsweise, die Kindern Abwechslung und Freude am Essen vermittelt. Kritiker hingegen sehen die Gefahr, dass ein Kleinkind so überfordert oder gesundheitlich belastet werden könnte.

Die Debatte wirft eine grundsätzliche Frage auf: Sollten Babys und Kleinkinder so früh wie möglich an den Speiseplan der Erwachsenen gewöhnt werden, oder ist eine behutsame, stufenweise Einführung sicherer? Experten empfehlen meist einen Mittelweg – langsame Erweiterung des Speiseplans, begleitet von regelmäßiger ärztlicher Beratung.

Für Anna steht fest: „Ich beobachte genau, wie Mila reagiert. Wenn sie etwas nicht mag oder nicht verträgt, bekommt sie es nicht mehr.“ Ob dieser Ansatz langfristig funktioniert, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen – sicher ist jedoch, dass Mila schon jetzt eine der jüngsten „Feinschmeckerinnen“ der Stadt ist.

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