Lisa hat studiert, arbeitet seit mehreren Jahren im Marketing und verdient „nicht schlecht“, wie sie selbst sagt. Und doch reicht das Geld kaum. Die Miete frisst über 40 % ihres Nettoeinkommens. Strom, Heizung, Lebensmittel – alles ist teurer geworden. „Früher habe ich mir wenigstens ab und zu mal was gegönnt – einen Cafébesuch, ein neues Buch. Heute überlege ich, ob ich mir die Monatskarte leisten kann oder lieber zu Fuß gehe.“

Der Preis des Alltags

Was früher selbstverständlich war, ist heute Luxus: Ein Zahnarztbesuch ohne Zuzahlung? Fehlanzeige. Ein Friseurbesuch? Wird aufgeschoben. Eine Reparatur am Handy? Unbezahlbar. „Ich habe das Gefühl, mein gesamtes Leben besteht nur noch aus Zahlen, Rechnungen, Mahnungen – und dem Versuch, sie zu jonglieren.“

Besonders bitter: Lisa ist nicht arbeitslos, nicht krank, nicht faul. Sie ist Teil einer wachsenden Gruppe in Deutschland – Menschen mit Einkommen, aber ohne finanziellen Spielraum. Die sogenannte „arbeitende Armut“ trifft besonders häufig Frauen, Alleinlebende und junge Erwachsene in Städten.

Unsichtbare Not

Lisa spricht offen über ihre Situation, doch viele Betroffene tun das nicht. „Man schämt sich. Wer will schon zugeben, dass er zwar arbeitet, aber am Ende des Monats trotzdem nichts übrig hat?“

Dabei ist es kein individuelles Versagen, sondern ein strukturelles Problem. Die Mieten steigen schneller als die Löhne, Energie- und Lebensmittelpreise klettern auf Rekordhöhen. Gleichzeitig bleiben Gehaltserhöhungen aus – oder sie gleichen die Inflation nicht aus.

Was sich ändern muss

Lisa fordert nicht Mitleid, sondern Lösungen. Bezahlbarer Wohnraum, faire Löhne, mehr soziale Sicherheit. „Ich will nicht reich werden“, sagt sie. „Ich will einfach nur leben können – ohne Angst vor der nächsten Rechnung.“

Bis dahin lebt sie weiter – vorsichtig, sparsam, kreativ. Und hofft auf einen Wandel.

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